Markus Rogan hat sein Ziel verpasst. "Besser bin ich einfach nicht", sagte der Rückenschwimmer, der das schnellste Rennen seines Lebens bestritten, österreichischen Rekord erzielt hatte und auf dem vierten Olympiarang gelandet war. Interessanter als das Ergebnis an sich ist der öffentliche Umgang damit. Die Schadenfrohen sind in der Überzahl, das gibt zu denken. Manche ziehen über Rogan her, als hätte er sich eines Verbrechens schuldig gemacht. Dabei hat der Mann nichts anderes getan, als in seiner Disziplin weltweit drei andere ziehen zu lassen.

Gut, Rogan trat im Vorfeld sehr selbstbewusst auf. Seit Athen und also eine Olympiade lang redete er davon, Gold anzustreben in Peking. Welches Ziel hätte er, 2004 zweimal Zweiter, sich setzen sollen? Einen Platz im Finale? Eine Medaille? Der traut sich selbst nichts mehr zu, so und nicht anders wäre die Reaktion ausgefallen. Ob es sich ausgezahlt hat, zum Training nach Rom zu wechseln, kann nur Rogan selbst beurteilen. Von bleibendem Wert war die Übersiedlung sicher, die Fremdsprache nimmt ihm niemand weg.

Rogan tritt in Werbespots, tritt beim Life Ball, tritt in Talkshows auf. Macht seine Beziehung öffentlich oder lässt zumindest zu, dass sie öffentlich gemacht wird. Auch in Peking musste man das eine oder andere Mal den Eindruck bekommen, dass er sich in den Vordergrund schiebt oder geschoben wird. Rogan wird vorgeworfen, er verkaufe sich (zu) gut. Dabei ist das Gegenteil der Fall. Er verkauft sich gar nicht gut. Anders ist nicht zu erklären, wie ein großer Teil der Öffentlichkeit reagiert, wenn ein Schwimmer um einen Platz eine Medaille verpasst hat. (Fritz Neumann, DER STANDARD, Printausgabe, Samstag, 16. August 2008)