London - Eine britische Studie mit einem brisanten, weil im weitesten Sinn mit Geschlechterverhältnissen und Sex in Verbindung stehendem Thema hat in den letzten Tagen eine steile mediale Karriere hingelegt. Die Studie, die von der Universität Liverpool durchgeführt wurde, will herausgefunden haben, dass Frauen, die hormonell verhüten, eine veränderte Geruchswahrnehmung haben und deshalb eine genetisch nicht optimale Auswahl bei ihren Sexpartnern treffen.

Diese "Störung" der instinktiven Partnerwahl könne zu einem höheren Risiko von Fehlgeburten, Empfängnisproblemen und längeren Abständen zwischen Schwangerschaften führen, wurde auch im Pressetext des wissenschaftlichen Fachblatts "Proceedings of the Royal Society B", in dem die Studie erstmals veröffentlicht wurde, verkündet. Wenn beide Elternteile einem Kind ähnliche Gene vererben, führe dies zudem zu einem schlechteren Immunsystem des Kindes.

Versuchsanordnung

Craig Roberts und Kollegen ließen für ihren Versuch 97 Frauen an je sechs von Männern getragenen T-Shirts riechen. Drei wurden von ihnen genetisch ähnlichen Männern getragen, drei von möglichst unterschiedlichen. Die Wissenschaftler maßen genetische Ähnlichkeit am so genannten MHC-Komplex, einem Kernstück der menschlichen Körperabwehr. Beim ersten Riech-Termin verhütete keine der Frauen hormonell, vor dem zweiten hatten 37 begonnen, die Pille zu nehmen.

Die Annahme war, dass hormonell verhütende Frauen eher die T-Shirts von genetisch ähnlichen Männern attraktiv finden würden. Eine ähnliche Studie von Claus Wedekind aus den 1990ern hatte dieses Ergebnis bereits geliefert. Nachdem die Probandinnen aber weder bei der ersten noch bei der zweiten Sitzung die These bestätigen wollten, definierten die Forscher eine Kerngruppe, die von anderen Einflussfaktoren beseitigt wurde. Für das endgültige Ergebnisse sollten nur noch Proben von in Großbritannien geborenen, weißen Frauen einfließen. Zudem wurden jene Proben entfernt, die die Frauen an Parfüm oder Zigarettenrauch erinnerten. In dieser geschrumpften Versuchsmenge konnte schließlich ein leichter Zusammenhang zwischen hormoneller Verhütung und Genmaterial des T-Shirt-Trägers festgestellt werden.

NIemand machte sich die Mühe, die Sinnhaftigkeit der Studie mit dem biologistischen Forschungsdesign auf einer sozialen Ebene zu überprüfen. Schließlich entscheiden sich Frauen für die Pille ja, um beim Sex nicht schwanger werden zu können. Eine "verfehlte" Partnerwahl müsste sich demnach doch eher an anderen Kriterien festmachen lassen. (APA/red)