Düsseldorf - Der Trend zu belastenden Arbeitszeiten in Deutschland hält einer Studie zufolge an. Beschäftigte arbeiten immer häufiger in Schichtsystemen, nachts oder deutlich mehr als 40 Wochenstunden, wie eine am Donnerstag veröffentlichte Untersuchung des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) in der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung ergab. Demnach erhöhte sich die durchschnittliche Wochenarbeitszeit bei einer Vollzeitstelle von 2002 bis 2007 um rund 40 Minuten auf 40,3 Stunden.

Die Belastungen durch die Arbeitszeiten könnten zu frühem gesundheitlichem Verschleiß führen, sagte WSI-Leiter Hartmut Seifert. 2006 ging demnach jeder sechste Neu-Rentner wegen verminderter Erwerbsfähigkeit in den Ruhestand. Die Forschung zeige, dass vor allem sehr lange und atypisch gelegene Arbeitszeiten in der Nacht und im Schichtbetrieb höhere Belastungen mit sich bringen. Diese breiteten sich kontinuierlich aus.

Effizienz sinkt, Unfallrisiko steigt

So leistet laut WSI fast jeder Dritte mit einer Vollzeitstelle 42 Stunden und mehr - obwohl laut Arbeitsmedizinern die Effizienz nach der achten Arbeitsstunde deutlich abnehme und das Unfallrisiko steige. Zudem falle es nach einem langen Arbeitstag schwer, noch Zeit und Energie für Weiterbildung aufzubringen, sagte Seifert.

Seit den 90er Jahren wachse auch der Anteil der Beschäftigten mit Wechselschichten spürbar: Inzwischen arbeiten den Angaben zufolge 16 Prozent der Beschäftigten nachts und 17 Prozent im Schichtdienst. 1991 waren es jeweils 13 Prozent. Mit diesen Zeiten seien Risiken verbunden, sagte der WSI-Leiter: "Schlafstörungen, Magen- und Verdauungsbeschwerden oder Herzschmerzen treten häufiger auf als bei Beschäftigten mit Normalarbeitszeit, die durchschnittliche Krankheitsdauer ist länger."

Um einen langen Verbleib der Beschäftigten im Erwerbsleben zu sichern, muss laut Arbeitszeitforscher Seifert der Trend zu längeren Arbeitszeiten gestoppt werden. Auch mit Altersteilzeit könnten Belastungen dosiert werden. (APA/AP)