Bild nicht mehr verfügbar.

Die Insulinspritze, die sich hier ein Diabetes-Patient in L.A. (USA) verabreicht, könnte in der Zukunft dank Hydrogelen nur noch alle zwei bis vier Wochen nötig werden.

Foto: REUTERS/Lucy Nicholson

Zürich - Ein neuartiges Verfahren könnte die tägliche Spritze, zum Beispiel von Insulin, ersetzen: An Hydrogele gebundene Wirkstoffe sollen injiziert werden und ein Depot im Körper bilden. Die Einnahme einer zweiten Substanz soll dann bei Bedarf kurzfristig jeweils eine Wirkstoffdosis aus dem Depot freisetzen.

Die erste Studie eines Forschungsteams der ETH Zürich wurde kürzlich in der Fachzeitschrift "Nature Materials" publiziert. Damit müsste nur noch alle zwei bis vier Wochen gespritzt werden, ist doch das tägliche Spritzen für die betroffenen Patienten eine belastende Prozedur und zudem ein Infektionsrisiko.

Neues Verfahren

Die Entwicklung stammt von einem internationalen Forschungsteam aus Biotechnologen, Polymerchemikern und Materialwissenschaftlern der ETH und des Universitätsspitals Zürich: Die nur noch alle zwei bis vier Wochen gespritzte gelartige Substanz (Polyacrylamid) besteht aus winzigen, dünnen Polymerfäden, an denen Proteine befestigt sind. In diesem Gel, das sich im Körper zu einem Klümpchen verwandelt, ist der Wirkstoff eingeschlossen.

Wenn die Betroffenen nun das Antibiotikum Novobiocin in Form einer Tablette zu sich nehmen, löst sich eine definierte Menge des Gels, und der Wirkstoff Insulin gelangt in der gewünschten Dosis in den Blutkreislauf. So könnten Diabetiker also eine Tablette schlucken, um das lebensnotwendige Insulin freizusetzen anstatt sich wie bisher eine Spritze zu verabreichen.

Dosis

"Über die Dosis des Antibiotikums kann man genau bestimmen, welche Menge des Medikamentes freigesetzt wird", betonte Wilfried Weber, Gruppenleiter am neuen Department für Biosysteme (D-BSSE) der ETH Zürich in Basel. Obwohl Novobiocin nur wenige Nebenwirkungen hat, lässt sich nicht ganz ausschließen, dass Bakterien dagegen resistent werden. Deshalb wird nun eine zweite Generation des Gels entwickelt, das ohne dieses Antibiotikum auskommt, so Weber.

Die Polymere, aus denen das Depot besteht, könnten bedenkenloser eingesetzt werden. In einer Zellkultur mit menschlichen Zellen haben die Forschenden das Verfahren bereits erfolgreich mit der induzierten Freisetzung eines Wachstumsfaktors getestet.

Patent

Das neuartige Gel ist erst ein Prototyp, doch das Patent ist bereits angemeldet. Weber und seine Kollegen wollen den Prototypen in den kommenden Monaten zum Beispiel in an Diabetes erkrankten Ratten testen. (APA)