Berlin/Wien/Tiflis - Die geplante Gaspipeline "Nabucco" - an der auch die österreichische OMV maßgeblich beteiligt ist, neben fünf anderen Partnern - ist nach Angaben der Projektgesellschaft nicht durch den Konflikt in Georgien gefährdet. Es gebe bisher auch keine Anzeichen für eine Verlangsamung des Pipelineprojekts, das die künftige Gasversorgung Europas sichern soll, sagte der Chef der Projektgesellschaft Nabucco, Reinhard Mitschek, am Mittwoch im deutschen Radio. Investoren und Anteilseigner verfolgten das Projekt weiterhin mit großem Engagement, heißt es.

Mitschek unterstrich die Bedeutung des Kaukasus für die Gasversorgung. "Zentralasien und der Mittlere Osten sind als Region die weltgrößte Erdgasregion, und der Iran ist der zweitgrößte Produzent für Erdgas neben Russland." Georgien sei ein wichtiges Transitland für die Erdgaslieferungen. "Gas aus Turkmenistan und aus Aserbaidschan wird über Georgien an die ,Nabucco' herangebracht werden, die in der Türkei beginnt." Mitschek weiter: "In Zukunft wird der Gasimportbedarf um weitere 150 bis 200 Milliarden Kubikmeter steigen. Wir gehen davon aus, dass dies nicht aus russischen Quellen abgedeckt werden kann, und aus diesem Grund ist es ganz wichtig, Zentralasien, den Mittleren Osten und Nordafrika zu forcieren."

Die 3300 Kilometer lange Leitung soll die EU ab dem Jahr 2013 an die Erdgasquellen im kaspischen Raum anschließen. Baustart ist für 2010 geplant. Derzeit arbeitet man an einem Staatsvertrag mit der Türkei, danach soll die Hälfte der Transportrechte versteigert werden. Am "Nabucco"-Projekt beteiligen sich die OMV, der ungarische Mol-Konzern, die rumänische Transgaz, Bulgargaz, die türkische Botas und seit dem Frühjahr auch der deutsche Energiekonzern RWE. Die Kosten des Projekt werden auf acht Mrd. Euro geschätzt, doppelt so viel wie ursprünglich veranschlagt.

Auf bestehende Gasinfrastruktur hat der Konflikt sehr wohl Auswirkungen: Der BP-Konzern hat die Öl-Pipeline von Baku in die georgische Schwarzmeer-Hafenstadt Supsa sowie die Südkaukasus-Gaspipeline geschlossen. Die Gaspieline wurde am Donnerstag wieder in Betrieb genommen. (red/Reuters, szem/DER STANDARD, Printausgabe, 14.8.2008)