Innsbruck - Das Delikt - gewerbsmäßiger Diebstahl von rund 5000 Litern Diesel - ist eigentlich schon ein paar Jahre her: Zwischen 2002 und 2004 saugte ein Pitztaler den Treibstoff aus verschiedenen Fahrzeugen, Lkws und Pkws, ab.

Gestern wurde dann am Innsbrucker Landesgericht verhandelt. Was auch den Verteidiger wunderte: Denn sein Mandant habe all die Jahre an derselben Adresse gewohnt und auf seine Verhandlung gewartet. Mehr als vier Jahre nach dem Diebstahl zeigte sich der mittlerweile 50-jährige Lkw-Fahrer vor dem Richter geständig. Warum er die Taten damals überhaupt begangen habe, wisse er jetzt nicht mehr. Außer: "Das hat mir einen Kick gegeben. Der Psychiater hat mir gesagt, das wäre eine Sucht." Eine Sucht, mit der man durchaus auch sein Taschengeld aufbessern könne, betonte der Richter.

Mit dem "Gartenschlauch ausrücken

Zudem habe der Dieseldieb auch eine "gewisse Professionalität" an den Tag gelegt, so mit dem "Gartenschlauch auszurücken" und die Lkws des eigenen Arbeitgebers anzuzapfen, das verlange entsprechende Chuzpe. Der Angeklagte gab sich vor Gericht zerknirscht; besonders klug sei die Einlagerung von hunderten Dieselkanistern zu Hause in einem kleinen Raum nicht gewesen, er hätte den Diesel gleich verbrauchen sollen. "Ich war komplett süchtig, ich musste den Diesel stehlen." Dass sein Dieselverbrauch über die Jahre stetig zunahm, das fiel irgendwann auch dem Arbeitgeber des Pitztalers, einem Vorarlberger Fuhrunternehmer, auf. Dieser engagierte einen Detektiv, der den Dieseldieb prompt per Video überführte.

Mittlerweile ist der Pitztaler Lkw-Fahrer wieder "Diesel-clean". Um gar nicht wieder auf "Diesel-Klau-Gedanken" zu kommen und seiner Sucht zu verfallen, hat sich der Mann sogar ein neues Auto zugelegt, einen "Benziner". Das wurde vor Gericht zum "mildernden Umstand". Der Pitztaler erhielt eine Geldstrafe von 8630 Euro bedingt auf zwei Jahre. (Verena Langegger/DER STANDARD Printausgabe, 13. August 2008)