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Fokussiert auf das Zeitfahren, Christiane Soeder.

Foto: REUTERS/Wolfgang Rattay

Peking - Platz vier in einem beinharten Radrennen gegen die Besten der Welt ist an sich ein Grund zum Feiern. Christiane Soeder hatte nach ihrer um vier Sekunden verpassten Medaille im Straßenbewerb und angesichts der besten Olympia-Platzierung einer Österreicherin aller Zeiten zwar große Lust darauf, verzichtete aber hinsichtlich des drei Tage später stattfindenden Zeitfahrens. "Sonst wird der Kampf gegen die Uhr ein Debakel", scherzte die 33-Jährige, die am Mittwoch (5.30 MESZ) erneut zu den Medaillenanwärterinnen zählt. Die Herren starten ohne Österreicher um 7.30 Uhr MESZ.

Freude und Ärger lagen bei Soeder auch am Tag nach Pech und Blech in der Regenschlacht am Badaling-Pass nah beieinander. "Ich bin ein Superrennen gefahren und habe alles probiert", sagte die Ärztin, die seit 2003 Österreicherin ist und im Vorjahr dank WM-Bronze als Frau alle Männer bei der Wahl zum Radsportler des Jahres hinter sich gelassen hatte.

Dass Soeder nach dreieinhalb Stunden und nass bis auf die Knochen im entscheidenden Augenblick die Kraft für den gewählten Gang ("Ich hatte ein dickes Blatt gewählt, dafür fehlte mir aber die Energie") fehlte, könnte auch die Folge des Magen-Darmproblems gewesen sein, das sie sich unmittelbar nach der Ankunft in Peking zugezogen hatte.

"Wirklich super drauf"

"Trotzdem. Ich habe im Straßenrennen gesehen, dass ich wirklich super drauf bin. Also kann ich für Mittwoch zuversichtlich sein", suchte Soeder nach der Beinahe-Sensation schnell wieder den positiven Blick nach vorne. Dass sie 2008 zu den besten der Welt zählt und daher ein Jahr nach WM-Bronze auch bei Olympia Medaillenkandidatin im aussagekräftigsten Radsport-Bewerb ist, weiß auch Teamchef Klaus Kabasser. "Wir sind immer davon ausgegangen, dass Christiane im Zeitfahren noch größere Chancen hat als im Straßenrennen", erklärte er.

Soeder selbst ließ sich auf Prognosen aber nicht ein. "Ich versuche immer mein Bestes. Wichtig ist, dass ich mich nach diesem gefährlichen Straßenrennen schnell und gut erhole", sagte die Wahl-Wienerin aus Remscheid. Ihr einziger Wunsch für das Zeitfahren, in dem die Frauen eine Runde auf dem hügeligen 23,8-Kilometer-Kurs, der auch im Straßenrennen gefahren wurde, absolvieren: "Bitte nicht wieder Regen. Das ist für mich ein Graus. Das Straßenrennen war wirklich extrem gefährlich, jede Kurve war spiegelglatt."

Starke Konkurrenz

Soeder kämpft trotz des Fehlens der zurückgetretenen Athen-Siegerin Leontien van Moorsel gegen eine ganze Armada von Konkurrentinnen, die u.a. Weltmeisterin Hanka Kupfernagel (GER), Vizeweltmeisterin Kristin Armstrong (USA) bis Karin Thürig (SUI) umfasst. Auch Straßen-Goldgewinnerin Nicole Cooke (GBR) ist am Start.

Die Männer fahren zwei Runden, also 47,6 Kilometer. Favorit ist der Schweizer Weltmeister Fabian Cancellara, der schon im Straßenrennen nach einem heroischen Einzelkampf Bronze geholt hat. Am Start ist letztlich auch der wegen seiner Knieverletzung lange fraglich gewesene Australier Cadel Evans.
(APA)