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Nicht alle Programme finden ihren Weg auf Apples Handy.

AP Photo/Kin Cheung

Nach der Markteinführung des iPhones tat sich Apple schwer damit, Software-Anwendungen – auch von Drittanbietern – für das Gerät zuzulassen. Außer den mitgelieferten Programmen (beispielsweise dem Internetbrowser Safari, Apple-Mail oder der Kalenderanwendung iCal) gab es keine Möglichkeit, weitere Software auf dem iPhone zu installieren. Andere Programme sollten als Webapplikationen für Safari laufen. Begründet wurde diese Entscheidung mit dem Schutz von Daten vor Malware und Viren.

Nach heftiger Kritik änderte der Computerhersteller seinen Kurs. Seit März dieses Jahres ist das Software Developer Kit (SDK) kostenlos als Download für Entwickler und Programmierer verfügbar. Das SDK enthält alles Notwendige, um Anwendungen auf der Basis des mobilen Cocoa-Frameworks zu entwickeln. Mit dem iPhone-Emulator können die Programme am Mac getestet werden. Zusätzliche Unterstützung liefert das iPhone Developer Program. Mit diesem Kit legt Apple die Schnittstelle des iPhones offen.

Kontrolliertes Nadelöhr: AppStore

Zeitgleich mit dem Start des neuen iPhones 3G und des Firmware-Updates 2.0 ging auch der AppStore online, in dem kommerzielle Software und Freeware verfügbar sind. Nur mit iTunes und dem AppStore sind Anwendungen auf dem iPhone zu installieren. Der AppStore ist über das Mobilfunknetz und über das Internet zu erreichen. In den ersten Tagen verzeichnete Apple laut eigenen Angaben mehr als 10 Millionen Downloads. Derzeit sind über 1.000 Programme verfügbar, die meisten und beliebtesten sind Spiele, Organisationsanwendungen oder GPS-Software.

Damit Entwickler ihre Anwendungen im AppStore zur Verfügung stellen dürfen, müssen sie sich bei Apple registrieren und einen jährlichen Betrag von 99 US-Dollar zahlen. Die Preise für die Anwendungen können sie selbst bestimmen; allerdings verlangt Apple eine Provision von 30 Prozent. Der Computerhersteller behält sich vor, die Programme zu validieren und illegale oder pornographische Software zurückzuhalten. Das Verschwinden beispielsweise der Software NetShare aus dem AppStore – die das iPhone zum UMTS-Modem macht – zeigt, das Apple die Möglichkeiten dieses Distributions-Nadelöhrs nutzt (siehe auch "Das iPhone als Modem").

Telefonieren (nur) übers Mobilfunknetz

Beim Thema Voice over IP scheint Apple den Telefonanbieter, die das iPhone in der Handywelt voran bringen sollen, ein wenig entgegenzukommen. Die Handyanbieter sind naturgemäß vom preisgünstigen Telefonieren über Internetverbindungen wenig begeistert. Ob und wann eine mobile Version der Mac-Anwendung iChat, mit der VoIP am iPhone verfügbar sein wird, dazu gibt es von Apple keine Aussage.

Es gibt ein paar Anwendungen, mit denen man sein iPhone VoIP-tauglich machen kann – auch ohne die Installations-Beschränkung zu hacken (siehe auch "So wird der iPod Touch zum iPhone“). Mit der Freeware TruPhone kann man etwa eine Softphone-Anwendung auf dem iPhone installieren. Der VoIP-Anbieter Sipgate bietet seit Kurzem eine native Client-Software für das iPhone an. Für Skype-Telefonate gibt es verschiedene Lösungen über Safari-Webapplikationen. Sehr viel versprechend klingen die Features der Software iCall, mit der ein fliegender Wechsel von Gesprächen über das Mobilfunknetz zu WLAN-Gesprächen möglich sein soll. iCall ist aber bisher nur in den USA erhältlich.

Anwendungen für Geschäftskunden

Während Microsoft mit der neuesten Version seines mobilen Betriebssystems auf den Privatkunden zielt, quälen Apple ganz andere Sorgen. Für private Benutzer ist das trendige Handy mit der besonderen Bedienphilosophie zu einer beliebten Alternative geworden. Auch im geschäftlichen Alltag haben inzwischen viele den Kultstatus des iPhones entdeckt. Es ist aber schwierig, gute Anwendungen für den Geschäftsbereich zu finden und das Gerät in die Firmeninfrastruktur einzubetten. Apple hat zwar wesentliche Funktionalitäten nachgereicht, etwa die Verbindung zu Microsoft Exchange Servern; eine Studie von Berlecon Research und der Fraunhofer ESK zeigt aber, dass neben grundlegenden Hardware-Missständen (unter anderem fehlende UMTS-Modem-Funktionalität, Akku-Austausch nicht möglich, nicht universell als USB-Stick einsetzbar) auch die Anwendungen für Konfiguration und Software-Management erst in den Anfängen stecken: „Alles in allem hat man den Eindruck, dass gerade das Device Management ein unvollständiges Flickwerk darstellt, in dem Sicherheits-Policies, wie das Sperren von Anwendungen und Diensten nicht umsetzbar sind“, sagt Anne-Kathrin Lange von Berlecon Research zu der Studie "Das iPhone im Unternehmenseinsatz“.

Notbremse oder totale Kontrolle?

Ebenfalls fraglich ist, wie Unternehmen aber auch Privatkunden die Tatsache aufnehmen werden, dass Apple in sein System eine Hintertür eingenäht hat. Wie Konzernchef Steve Jobs kürzlich bestätigte, verfüge man über die Möglichkeit über den AppStore erworbene Applikationen gegebenen Falls zu deaktivieren. Dieser "Kill Switch" solle aber nur als Notbremse fungieren und zum Schutz vor Schadsoftware dienen.

Unter dem Strich hängt das iPhone im Software-Bereich noch hinter den Konkurrenten Symbian, Microsoft und BlackBerry zurück, die – nicht zuletzt aufgrund der längeren Präsenz am Smartphone-Markt – für Privat- und Geschäftskunden ausgereiftere Anwendungen bieten. (Markus Drenckhan)