Berlin - Als Schwachpunkt in der offiziellen US-Argumentation gegen das Regime in Bagdad hat ein führender Terrorismusexperte die Darstellung von Verbindungen zwischen dem Irak und dem Terrornetzwerk El Kaida bezeichnet. Walter Laqueur, der am Washingtoner Zentrum für Strategische und Internationale Studien tätig ist, sagte bei der Vorstellung seines neuen Buches am Mittwoch in Berlin, diese Darstellung werde von der US-Regierung "überbetont".

Zwar sei Bagdad in den 70er Jahren ein Sammelbecken für internationale Terroristen gewesen, auch Ramirez Sanchez alias "Carlos" habe sich dort aufgehalten, meinte Laqueur. Es habe sogar vereinzelt Kontakte von El Kaida zum Regime von Saddam Hussein gegeben. Auch habe der irakische Geheimdienst beim Terroranschlag von New York 1993 am Rande eine Rolle gespielt. Aber die Herstellung einer regelrechten Verbindung des Regimes zu El Kaida sei "vermutlich ein Fehler".

Allerdings seien im Irak bei früheren UN-Inspektionen "riesige Mengen von Biowaffen" gefunden worden. Auch über viele Tonnen Gas verfüge das Land. Das Regime von Saddam Hussein werde sich aber hüten, angesichts der internationalen Aufmerksamkeit diese Waffen anzuwenden. Dies sei vorwiegend dem Engagement der Vereinigten Staaten zu verdanken, sagte der 1921 in Breslau (Wroclaw) geborene Wissenschaftler, der 1938 Deutschland verließ.

Laqueurs neues Buch "Krieg dem Westen" stellt dar, dass der international vernetzte Terrorkrieg islamistischer Gruppen gegen den Westen das zentrale weltpolitische Problem der Gegenwart sei. Diese Gruppen und Netzwerke suchten "mit zunehmender Entschlossenheit eine tödliche Konfrontation mit der westlichen Zivilisation". Zwar gab es laut Laqueur schon immer Terror. Die Qualität des modernen Terrorismus liege darin, dass er mit immer verheerenderen Waffen wahllos gegen Menschen vorgehe. Dabei spiele eine Rolle, dass Massenvernichtungswaffen relativ leicht zu beschaffen seien, besonders biologische. "Wir stehen heute am Vorabend der Benutzung der neuen Waffen."(APA/AP)