Der Handel mit Produkten rund um Computer und Software auf dem so genannten Graumarkt führt in der ohnehin gebeutelten IT-Branche einer Studie zufolge weltweit zu Verlusten in Milliardenhöhe. Über nicht autorisierte Handelswege würden verbilligte Markenprodukte wie Computer und entsprechendes Zubehör im Wert von inzwischen jährlich 40 Mrd. Dollar (37,3 Mrd. Euro) umgesetzt, fand die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG heraus.

Tendenz steigend

Den Herstellern entstünden neben einem Imageschaden zudem jährlich Verluste von rund fünf Mrd. Dollar - Tendenz steigend. Ursache für das stetige Anwachsen des grauen Marktes seien unter anderem Betrug sowie der Missbrauch von Vertriebsvereinbarungen mit den Herstellern und deren Rabattaktionen, heißt es in der Studie. Dabei hätten viele der verbilligt angebotenen Produkte ungültige oder nur im Ausland einklagbare Garantien. Zum Teil seien sie auch mit gefälschten Einzelteilen ausgestattet.

KPMG schlage den Unternehmen daher vor, schärfere interne und externe Kontrollen bei Vertragspartnern einzuführen, um Umsatz- und Ansehensverluste zu vermeiden. Denn die Umfrage habe ergeben, dass nur jeder zweite Hersteller von seinen Händlern Nachweise über die Vertriebswege seiner Markenprodukte verlange.

"Anti-Gray Market Alliance"

Die Studie wurden den Angaben zufolge in Zusammenarbeit mit der "Anti-Gray Market Alliance" erstellt, einem Zusammenschluss US-amerikanischer IT-Unternehmen. Befragt worden seien dabei elf namhafte IT-Hersteller, 43 autorisierte Händler sowie zehn große Handelsorganisationen in aller Welt.

Selbst der Großteil der autorisierten Vertragshändler unterliegt der Studie zufolge der Versuchung, sich über fragwürdige Absatzwege am Graumarkt zu beteiligen. Rund 71 Prozent der befragten Händler würden diesen Markt nutzen, um im beinharten Preiskampf der Branche mithalten zu können, teilte KPMG mit.

Schnell

Ein Aspekt des grauen Marktes sei, dass Kundenwünsche schnell befriedigt würden. Knapp 92 Prozent der Händler hätten angegeben, innerhalb von 48 Stunden die gewünschten Produkte zu erhalten. Zwei Drittel der Befragten würden sogar eine Garantie auf die Graumarktprodukte gewähren. Diese Praxis drücke stark auf die Gewinne redlicher Händler sowie der Produkthersteller.

Zur Vorgehensweise der Händler am grauen Markt fand KPMG heraus, dass viele beispielsweise offizielle Rabattaktionen der Hersteller ausnutzten, um sich mit zahlreichen verbilligten Geräten einzudecken. Oder sie kauften von insolventen Firmen große Mengen nicht abgesetzter Waren. Da sie diese dann aber nicht komplett auf herkömmliche Weise in ihren Geschäften losschlagen könnten, würden sie den Rest in der Regel auf dem grauen Markt anbieten. Rund 36 Prozent der Befragten gaben an, dass Graumarktprodukte zehn bis 20 Prozent preiswerter verkauft würden. Andere hätten sogar von 20 bis 40 Prozent gesprochen.

Schärfere interne und externe Kontrollen gefordert

"Die Hersteller sollten sich darüber klar werden, welch negative Auswirkungen der graue Markt auf ihre Gewinne und ihren Markennamen hat", kommentierte KPMG-Partnerin Sibylle Bartels-Hetzler. "Um Umsatz- und Ansehensverluste zu vermeiden, sind schärfere interne und externe Kontrollen dringend nötig." (APA/Reuters)