Ganz unscheinbar sieht es aus und doch macht es rund einem Viertel der Bevölkerung zu schaffen: Das grüne Unkraut Ragweed - auch bekannt unter dem Namen Ambrosia oder Beifußblättriges Traubenkraut - es lässt nämlich gerade seine Pollen fliegen. Das Besondere an den Pollen: „ Sie wirken bereits in sehr geringen Mengen allergen", erklärt Gerald Hackl, Experte am Institut für Saatgut bei der AGES (Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit). Zum Vergleich: elf Ragweed-Pollen pro Kubikmeter Atemluft wirken bereits allergen, bei den Gräsern sind es etwa 50 Pollen. Die Pollensaison beginnt laut dem Pollenwarndient jetzt, die Spitze der Allergenbelastung wird ende des Monats erreicht sein.
Tief in die Lungen
Die Pollen sind sehr klein und flugfähig und gelangen damit sehr tief in die Lungen- sie sind daher besonders aggressiv. „Bei starkem Auftreten können die Pollenwolken über weite Entfernungen befördert werden", so der Experte. So verlängert sich die Leidenszeit der Pollenallergiker oft bis in den Oktober hinein - in einer Jahreszeit, in der andere allergene Pollenpflanzen nahezu verblüht sind. Die Folgen sind Heuschnupfen, tränende Augen, Bindehautentzündung bis hin zu asthmatischen Beschwerden. Selten kann auch die Haut bei empfindlichen Menschen allergisch reagieren.
Einmal da, ist die Verbreitung rasant
Das Problem: Ragweed findet bei uns immer bessere Bedingungen sich zu verbreiten. Besonders in klimabegünstigten Regionen Ostösterreichs wie Wien, der Südoststeiermark, dem Burgenland und Teilen Nieder- und Oberösterreichs breitet sich die Ambrosia artemisiifolia beständig aus. Das zeigt ein Monitoring der AGES. Noch 1990 war das Unkraut eher selten in unseren Breiten zu finden. „Bereits ein Jahr später erfuhr es aber eine rasante Vermehrung und seit 2000 breitet es sich noch rascher aus", so Hackl. In den USA und Kanada hat sich die Ambrosia bereits zum Hauptallergen bei empfindlichen Menschen entwickelt. Hinzu kommen noch die Kreuzreaktionen mit anderen Pflanzen: Besonders mit Beifuß, Sonnenblume, Kamille oder Arnika und allen Blumen, die wie Margeriten oder Gänseblümchen aussehen, so die Information des Pollenwarndienstes.
Hervorragendene Anpassungsfähigkeit
Die Gründe für die massive Verbreitung des Unkrauts: Es kann sich hervorragend anpassen und wächst nahezu überall: Man findet es an Autobahnbaustellen, Straßenrändern, Böschungen, Schienenbegleitstreifen, auf Erdhaufen neben Baustellen, Waldlichtungen, abgeerntete Landwirtschaftsflächen, Saatgutvermehrungsflächen (Soja, Mais). Ragweed kommt aber auch in Gärten und Parks vor, in denen häufig Streufutter für Vögel verwendet wird und auf Schutthalden und Kompostplätzen.
Starke Verbreitung
Neben dem Wind als Transportmittel für die Pollen, verbreitet sich die Unkrautart auch über das Profil von Fahrzeugreifen, durch Erntemaschinen sowie Mähgeräte. Was viele nicht wissen: „Auch im Vogelfutter finden sich nicht selten Ragweedsamen - vor allem dann, wenn die Körner aus wärmeren Herkunftsländern mit hohem Ragweedaufkommen stammen", weiß Hackl. Der Klimawandel trägt sein Weiteres dazu bei, denn die steigende Temperatur bewirkt zeitigeres Keimen im Frühjahr mit längerer Wachstumsperiode in den Herbst hinein. Schwache bis fehlende Winterfröste begünstigen die Ausbreitung noch zusätzlich, ist aus dem Institut für Saatgut zu erfahren.
Schwierige Bekämpfung
Hat sich das Ragweed erst einmal angesiedelt, ist es schwierig zu bekämpfen. Da sich die Ambrosia auf vielfältige Weise ausbreitet, müsse auch ihre Bekämpfung vielschichtig angegangen werden, so Hackl. „In Ackerkulturen wie etwa Mais und Getreide beispielsweise stehen großteils gut wirksame Unkrautbekämpfungsmittel gegen Ragweed zur Verfügung. Diese dürfen aber in Wasserschutzgebieten oft nicht eingesetzt werden."
Die Bekämpfung auf Nichtkulturland ist ebenfalls schwierig, da die Pflanzen vor der Blüte gemäht werden müssten.

Ages fordert verpflichtende Bekämpfung

"Wichtig wäre die Ausnutzung aller Arten der Unkrautbekämpfung - chemisch und mechanisch in der Landwirtschaft, händisch in Garten und Parks, Mähen auf Nichtkulturland - sowie die Information der Bevölkerung, die Pflanze übergreifend, auf allen öffentlichen Flächen zu bekämpfen", so Hackl. Die AGES wünscht sich eine verpflichtende Bekämpfung der Art, da die gesundheitliche Belastung der Bevölkerung jedes Jahr steigt. Durch die konsequente Bekämpfung könne sich ein erhebliches Einsparungspotenzial ergeben: Verringerung an Therapiekosten, Vermeidung von Ertragseinbußen und hohem Bekämpfungsaufwand, so die Rechnung.
Jeder einzelne Hobbygärtner könne dazu beitragen, die weitere Ausbreitung der Ambrosia zu verhindern: Einzelne Pflanzen sollten einschließlich ihrer Wurzeln vor der Blüte ausgerissen und am besten in Plastikbeuteln verschlossen über den Hausmüll entsorgt werden, denn die unscheinbaren gelben Blütenköpfe können bis zu einer Milliarde Pollen pro Pflanze erzeugen. (Marietta Türk, derStandard.at, 13.8.2008)