Spiel zum Film: Die Chroniken von Narnia - Prinz Kaspian von Narnia

Foto: Gamespot

Die Zeiten, in denen "Buch zum Film" oder "Film zum Buch" und vielleicht noch der Soundtrack den Gipfel der marketingtechnischen Verwurstung eines Unterhaltungsproduktes dargestellt haben, sind ja schon lange vorbei. Heute gibt es die Internetseite zum Film, die DVD, die Verleih-DVD, die Accessoires und das Videospiel zum Film. Das Problem: Vor lauter Verwertung leidet der Wert der Produkte oft ziemlich.

Verfilmung von Disney

Aktuelles Beispiel der Schludrigkeit in der Hoffnung, finanzmäßig aus der Kundschaft herauszuholen, was geht: Die Chroniken von Narnia - Prinz Kaspian von Narnia (Disney Interactive, für Xbox360, PS2, Playstation 3, rund 60 Euro). Die in den 50er-Jahren entstandenen Narnia-Bücher waren ja nicht schlecht, obwohl oder weil sie auch als christliche Kinderliteratur durchgehen. Dann begann der Disney-Konzern mit der Verfilmung - die derzeit ganz vorne in den Kinohitparaden liegen. Um die Synergien zu nutzen, wurde von Disney auch das Spiel herausgebracht.

Spieldesign nicht originell

Bei dem es an mehreren Punkten hapert. Wer mit der Narnia-Geschichte nicht vertraut ist (gut, andere werden nicht zugreifen, aber trotzdem), hat praktisch keine Ahnung, was auf dem Bildschirm vor sich geht. Wählbare Figuren verteidigen zu Beginn eine Burg vor Feinden. Die Aufgabe besteht darin, alles niederzuhacken, was sich bewegt und kleinere Aufgaben zu bewältigen. Das Spieldesign ist also nicht übermäßig originell.

Seltsame Steuerung

Zum Ausgleich ist die Steuerung hochgradig seltsam. Warum einmal ein Treffer gelandet wird und dann wieder nicht, bleibt zum Teil ein Mysterium. Und wirklich nervtötend ist die Kameraführung. Gegenstände und örtliche Wegziele sind nur aus bestimmten Blickwinkeln zu erkennen, Kämpfe bestehen aus stumpfsinnigem Tastendrücken, da man ohnehin nicht sieht, wohin man gerade zielt. Sonst ist das Spiel grafisch anständig, aber nicht berauschend.

Mittelmäßiges Merchandising

Solche Mittelmäßigkeit beim digitalen Merchandising sind bedauerlicherweise die Regel. Manager kommen offensichtlich immer erst kurz vor Filmstart auf die Idee, doch noch ein Spiel produzieren zu lassen. Ob innerhalb des eigenen Konzerns oder mittels Lizenzvergabe outgesourct ist dabei zweitrangig. Genauso wie die oft gute Qualität des Kinowerkes. Was für den Batman-Film "The Dark Knight" jetzt schon Schlimmes befürchten lässt. (Michael Möseneder/ DER STANDARD Printausgabe, 9. August 2008)