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Krebsforscher sehen Anzeichen dafür, dass das Wasser des Wiener Donaukanals extrem mit krebserregenden und anderen gesundheitsgefährdenden Stoffen belastet gewesen sei.

Foto: APA/Jäger

Wien - Wie das Nachrichtenmagazin "profil" in seiner Montag erscheinenden Ausgabe berichtet, entdeckten Wissenschafter des Wiener Krebsforschungsinstituts in den Jahren 1999 und 2000 deutliche Anzeichen dafür, dass das Wasser des Wiener Donaukanals extrem mit krebserregenden und anderen gesundheitsgefährdenden Stoffen belastet gewesen sei. Die Stadtpolitiker hätten dies vertuschen wollen, hieß es am Samstag in einer Vorausmeldung des Magazins.

Der Wiener Krebsforscher Siegfried Knasmüller, Leiter einer Arbeitsgruppe für Umwelttoxikologie am Krebsforschungsinsitut der Medizinischen Universität Wien, hatte in den ausgehenden neunziger Jahren von verschiedenen Ministerien den Auftrag erhalten, die Wasserqualität der Mitterndorfer Senke zu untersuchen. Zum Vergleich nahm der Wissenschafter in den Jahren 1999 und 2000 auch mehrfache Proben aus der Donau und dem Donaukanal.

Proben aus Donau negativ

Während die Proben aus der Donau damals negativ waren, zeigten alle an verschiedenen Stellen aus dem Donaukanal entnommene Proben eine Belastung mit krebserregenden Stoffen, wie das noch bei keinem anderen von Knasmüller untersuchten Gewässer der Fall war - nicht einmal im Grundwasser der Mitterndorfer Senke, das durch die Altlast der Fischer-Deponie, den größten Umweltskandal Österreichs, erheblich belastet war.

Der Unterschied zwischen Donaukanal und Mitterndorfer Senke: In der Mitterndorfer Senke ging es um das Grundwasser, das auch als Trinkwasser genutzt werden konnte. Das Wasser des Donaukanals dürfte wohl niemand getrunken haben.

Brief an Häupl

Knasmüller stellt in dem Magazin trotzdem fest: "Wenn alle Proben positiv sind, dann läuten die Alarmglocken." Deshalb hätte sich der Forscher im Mai des Vorjahres brieflich an den Wiener Bürgermeister Michael Häupl gewandt, aber keine Antwort bekommen. Erst nach einem weiteren unbeantwortet gebliebenen Schreiben und telefonischer Urgenz hätte die zuständige Wasserbauabteilung Unterlagen sehen wollen, war aber laut Knasmüller in "profil" an einer weiteren wissenschaftlichen Abklärung nur unter der Bedingung interessiert, dass das Ergebnis nicht veröffentlicht werde.

MA 45 widerspricht Bericht

Der Vorausbericht von "profil" führte am Samstag zu mehreren Stellungnahmen. Die MA 45 (Gewässeraufsicht) wies die Aussagen zurück, die Rathausopposition übte heftige Kritik.

MA 45-Abteilungsleiter Gerald Loew erklärte in einer Aussendung: "Professor Knasmüller ist an uns herangetreten, um seine alten Daten im Rahmen eines von der Stadt Wien zu bezahlenden Projekts überprüfen zu lassen. Der Donaukanal führt Donauwasser, dessen Qualität auch von Knasmüller nicht in Frage gestellt wird. Alle Einleitungen in den Donaukanal werden von der MA 45 laufend überprüft. Wir haben den Hinweis von Professor Knasmüller natürlich trotzdem ernst genommen, aber auf eine Prüfung durch einen unabhängigen Experten Wert gelegt."

Daher sei mit der Firma ESW Consulting Wruss ZT GmbH ein Ziviltechniker mit der Prüfung der Behauptungen Knasmüllers beauftragt worden. Man untersuchte spezielle auf heteriozyklische aromatische Amine. Das Ergebnis des Gutachtens sei negativ gewesen. Diese Stoffe seien im Wasser des Donaukanals nicht enthalten. Man hätte das Ergebnis auch "profil" mitgeteilt.

ÖVP: "Skandal der Sonderklasse"

Als bezeichnete der Umweltsprecher der ÖVP Wien, Roman Stiftner, die Angelegenheit um das Wasser des Donaukanals. Bürgermeister Michael Häupl setze die Wiener Bevölkerung "vorsätzlich nachhaltigen Gesundheitsschäden aus".

Grüne fordern Aufklärung

Der Umweltsprecher der Grünen Wien, Rüdiger Maresch, forderte die vollständige und sofortige Aufklärung über den Zustand des Wassers im Donaukanal. "Dieser Vertuschungsversuch ist ein Skandal. Die politische Verantwortung trägt der Bürgermeister, wenn er von der Sache informiert war", so Maresch. "Auf der Website der Stadt Wien wird offensichtlich wider besseren Wissens dem Donaukanal noch immer Badewasserqualität attestiert. Dies ist angesichts der jetzt bekanntgewordenen krebserregenden Substanzen im Donaukanal absolut fahrlässig", fügte er hinzu.

FPÖ: Häupl lässt Menschen "blöd sterben"

Die Umweltsprecherin der FPÖ, Veronika Matiasek, stellte fest, dass der Wiener Bürgermeister Häupl offenbar von Anfang an über die "ernste Situation" informiert gewesen sei und - wie so oft - die Menschen in Wien "blöd sterben" lasse. Es sei ein "Skandal", das sowohl die Wienerinnen und Wiener aber auch die Opposition erst aus der Zeitung erfahren müsse, wie es um die Wasserqualität des Donaukanals bestellt sei.

Als "unseriöse Vorgehensweise" bezeichnete der Landesparteisekretär der SPÖ Wien, Harry Kopietz am Samstag die Angriffe von ÖVP, Grünen und FPÖ in Sachen Donaukanal-Wasser. "Ohne die Tatsachen zu kennen oder sich bei den zuständigen Stellen informiert zu haben, greifen die Oppositionsparteien einen Zeitungsbericht auf, um wieder einmal ihr beliebtes Wien-Bashing betreiben zu können", erklärte Kopietz gegenüber dem Pressedienst seiner Partei. (APA)