oh du meine güte, sagt der feine herr zu seiner feinen begleiterin, in einem mit scheinwerfern bestrahlten publikum eines benefizkonzerts sitzend, oh du meine güte, warum muss es in der welt so viel elend geben, wenn wir doch alle nur gutes wollen. ich liebe benefizkonzerte, vor allem das anschließende galadiner, ist doch schön, wenn man sich manchmal was gönnt und dabei noch dazu gutes tut. finden sie nicht auch? natürlich finde ich das auch. die armen kinder. und die naturkatastrophen in dings da. ist das nicht schrecklich?

aber der wein hätte das letzte mal besser sein können. unter jeder kritik. eigentlich skandalös. die ganze veranstaltung hatte überhaupt wenig stil. viel zu viel leute. und, mit der hand vor dem mund, und welche? man kann heute nicht einmal mehr bei wohltätigkeitsveranstaltungen unter sich sein. finden sie nicht auch? es fehlt überhaupt an stil. oh du meine güte. was gab es einmal stil. auch das programm war mittelmäßig. das orchester sowieso. eigentlich eine zumutung. immerhin kostet das ja alles. und nicht wenig. aber das dessert war in ordnung. dessert darf ich leider nicht essen. das ist schade. das dessert war wirklich in ordnung. (Friedrich Achleitner, DER STANDARD, 08.08.08)