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Barbara Prammer wurde mit 96,3 Prozent der Stimmen als SP-Frauenchefin wiedergewählt.

Foto: AP / Georg Hochmuth

Linz - Rot war der unausgesprochene Dresscode. Schuhe, Kleider, Jacken, Beauty-Case - alles in einem satten Rot. In schwierigen Parteizeiten gilt es offensichtlich ganz besonders Farbe zu bekennen. Es ist Donnerstagnachmittag, es ist der Tag vor dem 40. ordentlichen SPÖ-Parteitag, und er gehört den Frauen. Sie schworen sich bei ihrer Bundesfrauenkonferenz in Linz auf den Wahlkampf ein.

Wiederwahl

Mit Spannung wurde neben der bereits im Vorfeld zu erwartenden Wiederwahl von Nationalratspräsidentin Barbara Prammer zur Vorsitzenden der SPÖ-Frauen vor allem der Auftritt des designierten Parteichefs Werner Faymann erwartet. Zwischen Kalbsrahmgulasch, Fitness-Salat und Riesen-Baguette schien unter den roten Frauen ein Thema vorherrschend zu sein: der neue Parteichef. "Ich lasse mich jetzt einmal überraschen. Ich kenne Werner Faymann nicht. Das ist vielleicht das Problem, dass man ihn außerhalb Wiens nur aus der Zeitung kennt", ist SPÖ-Delegierte Erika Rockenschaub aus Linz überzeugt. Und eines sei klar: "Es wird kein leichter Anfang für Faymann. Aber es ist eine Chance." Natürlich sei sie mit "konkreten Wünschen" zum roten Frauentreffen gekommen. "Es braucht wieder mehr Bezug zu den Funktionären, die haben das notwendige Gespür. Unter Gusenbauer hatten wir das Gefühl, dass es kein Durchdringen nach oben gibt", ist Rockenschaub überzeugt.

Kollektives Nicken am benachbarten Stehtisch. Dort haben sich die SPÖ-Frauen aus Niederösterreich versammelt. Brigitte Daxbauer, stellvertretende Frauenvorsitzende in St. Pölten, will aber eines klarstellen: "Wir sind nicht wegen dem Herrn Faymann hier. Es geht auch nicht um ihn. Eigentlich ist es ja ein Zufall, dass er hier ist." Aber ein "durchaus angenehmer", wirft eine Parteikollegin ein. "Stimmt. Er ist ein charismatischer Typ. Ich mag einfach sein Lächeln. Aber auch das wird ja schon wieder verunglimpft", ärgert sich Daxbauer.

Nur kurze Zeit später "schwebt" dann das personifizierte Lächeln durch die Reihen der SPÖ-Frauen. Standing Ovations für Werner Faymann. Und er kommt nicht allein. Zwei Schritte hinter Faymann zieht der scheidende Parteivorsitzende und Bundeskanzler Alfred Gusenbauer ein.

Rote Überholspur

Der neue erste Mann in der SPÖ geht es in seiner Eröffnungsrede ganz offensichtlich bewusst locker an. Wohlplatzierte Scherze wie "Na hoppala, ich sehe ja im Dunkel des Saals auch ein paar Genossen" kommen in der roten Frauenrunde hörbar gut an. Inhaltlich dominieren frauenspezifische Themen wie etwa der Ausbau der Kinderbetreuung und die Erhöhung des Pflegegeldes. "Das ist ein Thema, das in erster Linie Frauen betrifft, da sie sich im Bereich Pflege ganz besonders engagieren", sagt Faymann, und überzeugt damit auch hörbar die burgenländische SPÖ-Frauenvorsitzende Verena Dunst, die dem künftigen Parteichef ein lautstarkes "Genosse Faymann, du bist auf der Überholspur" zuruft.

Ein zentrales Thema für die Bundesvorsitzende, Nationalratspräsidentin Barbara Prammer, ist die Sicherung des Gesundheitssystems und der Pflege. Prammer erhob erneut die Forderungen nach mehr Vollzeitarbeitsplätzen für Frauen und nach einer Arbeitszeitautonomie für die Eltern kleiner Kinder. Am Abend wurde Prammer mit 96,3 Prozent der Stimmen als SP-Frauenchefin wiedergewählt. 2006 hatte sie mit 97 Prozent eine Spur mehr Zustimmung erhalten. (Markus Rohrhofer, DER STANDARD, Print, 8.8.2008)