Peking/Wien - Wenige Stunden vor der E röffnung der Olympischen Spiele in Peking hat der chinesische Präsident Hu Jintao am Freitag westliche Kritik zurückgewiesen, wonach China seine Versprechen zur Verbesserung der Menschenrechts- und Umweltsituation in der Olympia-Stadt nicht eingehalten habe. China habe seine bei der Olympia-Bewerbung im Jahr 2001 eingegangenen Verpflichtungen eingehalten, sagte Hu nach Angaben der Staatsagentur Xinhua bei einem Empfang der Olympia-Staatsgäste in Peking.

"Die Regierung und das Volk Chinas haben die Verpflichtungen, die sie nach der Zuerkennung der Olympischen Spiele im Jahr 2001 eingegangen sind, ernst genommen", betonte der kommunistische Politiker. Geleitet von den drei Prinzipien, "grüne, technologische und volksnahe Spiele" zu organisieren, hätten die Chinesen ihr Äußerstes getan, um die Olympischen Spiele zu einem Erfolg werden zu lassen, sagte Hu.

Kritiker sprechen von Rückschritt

Menschenrechtsaktivisten hatten kritisiert, dass es im Vorfeld der Spiele sogar zu Rückschritten bei den Freiheitsrechten gekommen sei. Der beharrliche Smog über der Olympia-Stadt stellt zudem den Erfolg der von den Behörden unternommenen Anstrengungen im Bereich des Umweltschutzes infrage.

Die Olympischen Spiele in Peking seien nicht nur eine große Gelegenheit für China, "sondern für die ganze Welt", unterstrich Hu weiter. "Wir sollten den Olympischen Geist von Solidarität, Freundschaft und Frieden weiterpflegen, den aufrichtigen Austausch zwischen Menschen aus allen Ländern fördern, das gegenseitige Verständnis vertiefen, die Freundschaft ausbauen, über die Unterschiede zwischen uns hinauswachsen und uns für den Aufbau einer harmonischen Welt mit dauerhaftem Frieden und allgemeinem Wohlstand einsetzen", hob der chinesische Präsident hervor.

Kultureller Austausch

Die Spiele seien nicht nur eine große Sportveranstaltung, sondern auch eine Gelegenheit für den kulturellen Austausch, betonte der chinesische Präsident bei seiner Tischrede in der "Großen Halle des Volkes" weiter. An dem Essen nahmen unter anderem US-Präsident George W. Bush und IOC-Präsident Jacques Rogge teil. Mit mehr als 80 Staats- und Regierungschefs aus aller Welt werden an der um 20.08 Uhr (Ortszeit / 14.08 MESZ) im Pekinger Nationalstadion beginnenden Eröffnungszeremonie so viele Staatsgäste teilnehmen wie noch nie zuvor bei einer Olympia-Eröffnung, darunter auch der russische Premier Wladimir Putin, der französische Präsident und EU-Ratspräsident Nicolas Sarkozy sowie 17 europäische Staats- oder Regierungschefs. Österreich wird von Verteidigungsminister Norbert Darabos (S) und Sport-Staatssekretär Reinhold Lopatka (V) vertreten.

Dank für Solidarität nach Erdbeeben

Hu dankte in seiner Rede auch für die nach dem verheerenden Erdbeben in Südwestchina gezeigte Solidarität der Weltgemeinschaft mit China. "Das chinesische Volk wird die tiefe Freundschaft der Völker der Erde niemals vergessen", betonte der Präsident nach Angaben der deutschen Presseagentur dpa. Bei der Erdbebenkatastrophe im Mai sind wahrscheinlich mehr als 80.000 Menschen ums Leben gekommen. Viele gelten immer noch als vermisst.

Westliche Politiker, allen voran US-Präsident Bush, hatten im Vorfeld der Spiele Kritik an den Menschenrechtsverletzungen in China geübt. Vor diesem Hintergrund wurde der Tischordnung beim Mittagessen besondere Aufmerksamkeit geschenkt, meldete die Nachrichtenagentur Reuters. Hu lud nicht nur IOC-Präsident Rogge und Putin als engen Verbündeten Chinas zu sich an den Tisch, sondern auch Bush, Sarkozy und den japanischen Premier Yasuo Fukuda, obwohl die Beziehungen zwischen Peking und Tokio immer noch gespannt sind. Eine besondere Ehre wurde auch dem Ehrenvorsitzenden der taiwanesischen Regierungspartei Kuomintang (KMT), Lien Chan, zuteil. Obwohl Taipeh von Peking diplomatisch nicht anerkannt wird, durfte er am Tisch neben jenem Hus Platz nehmen. (APA)