Wien - Durch die starke Teuerung sind viele Konsumenten preissensibler geworden und stellen vor dem Einkauf vermehrt Preisvergleiche an. Am einfachsten gestaltet sich das über das Internet. Technisch gesehen ist das auch kein Problem, bestätigt die Preisvergleichsplattform geizhals.at. Der Handel lehnt einen Internet-Preisvergleich mit dem Verweis auf ihr dafür viel zu großes Sortiment und der schwierigen Vergleichbarkeit von einzelnen Artikeln aber ab. Die Wettbewerbsbehörde kann der Idee dagegen viel abgewinnen.

"Technisch gesehen ist es überhaupt kein Problem, einen Preisvergleich mit mehreren 100.000 Produkten und mehrmals täglichen Preisänderungen zu realisieren. geizhals.at führt dies schon seit Jahren erfolgreich vor." Derzeit werden auf der Preisvergleichsplattform rund 330.000 aktuelle Produkte von 1.100 Händlern mit bis zu stündlichen Preisänderungen gelistet.

Auch Lebensmittel seien für geizhals.at "seit Jahren ein Thema", eine sinnvolle Umsetzung sei bisher aufgrund der kargen und oft nicht aktuellen Internet-Präsenzen des Lebensmittelhandels nicht sinnvoll möglich gewesen, so geizhals.at-Vorstand Marinos Yannikos. Einzige Alternative ohne Kooperation des Handels wäre eine "Web 2.0"-typische Plattform mit Preismeldungen durch User, wie zum Beispiel der ÖAMTC-Treibstoffpreisvergleich. Dies sei aber nicht verlässlich genug und zu umfassend, zumal widersprüchliche Preisangaben nicht verwendet werden könnten und Preise für selten gekaufte Produkte schwer zu erhalten seien.

Wünsche

Wirtschaftsforscher Stephan Schulmeister hat zuletzt im STANDARD eine sogenannte Internetplattform für Wettbewerb (IPW) gefordert. Auf dieser sollten zwecks Vergleichsmöglichkeit für den Konsumenten das gesamte Warensortiment aller Handelsketten elektronisch erfasst sein. Angesiedelt werden könnte die IPW seiner Auffassung nach im "Dunstkreis" etwa der zuständigen Ministerien.

Der Handel steht einem solchen Vorschlag aber sehr skeptisch gegenüber. Nicht nur aufgrund der Produktfülle sei ein Internet-Preisvergleich nur schwer umsetzbar. "Das Produktangebot und die Produktpreise können sich tagtäglich ändern. Zudem existieren verschiedenste Qualitätsstandards, was dazu führt, dass ein direkter Preis-Vergleich bei bestimmten Produkten nicht möglich ist", teilte Rewe Austria mit.

Auch Spar stellte die Sinnhaftigkeit eines solchen Preisvergleiches in Frage. Es gebe verschiedene Qualitätsklassen, biologische und konventionelle Ware, Produkte aus Österreich oder aus dem Ausland oder zahlreiche regionale Lieferanten, bei denen auch die Preise regional gestaltet würden, hieß es dazu.

Vorreiter Italien

Umgesetzt habe eine solche Idee dagegen bereits Italien, wo auf einer Website des Landwirtschaftsministeriums die aktuellen Preise von mehr als 80 Obst- und Gemüsesorten, Fleisch, Milch, Brot, Pasta und Fisch zu finden sind.

BWB-Chef Theo Thanner hält diesen Vorschlag für sehr begrüßenswert und kreativ. Ein ideal funktionierender Markt setze eine umfassende Information voraus, sagte er im ORF-Radio. Von einer gesetzlichen Verpflichtung hält er dagegen nichts. Er schlägt eine freiwillige Vereinbarung vor.

Auch SPÖ-Justizsprecher Hannes Jarolim kann dem Vorschlag von Schulmeister, die Teuerung im Lebensmittelbereich durch eine Preisvergleichsplattform im Internet zu bekämpfen, viel abgewinnen: "Das ist g'scheit - vor allem bei Grundprodukten, die für die Haushalte besonders relevant sind."

In der Schweiz ist die Rekord-Teuerung nicht nur im Portemonnaie spürbar, sondern jetzt auch an den Migros-Kassen hörbar: Ist ein Artikel kurz vorher teurer geworden, hört der Käufer nach dem üblichen Pfeifton bei einigen Kassen einen zusätzlichen Warnton. (APA)