Telefonierst Du noch, oder netzwerkst Du schon? Social Networking breitet sich auf Handys aus.

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Die sozialen Netzwerke erleben einen schier unaufhaltsamen Aufstieg und gewinnen in der Internetgemeinde immer mehr begeisterte Anhänger. Da verwundert es nicht, dass die Netzwerker für ihre Freunde und Geschäftspartner auch jederzeit am Handy verfügbar sein wollen. Derzeit nehmen rund 50 Millionen Menschen auf der ganzen Welt mobile Social-Networking-Dienste in Anspruch, dies entspricht rund 2,3 Prozent der Handybesitzer.

Zukunftsträchtig

Dieser anwachsende Trend wird sich nach Auffassung des britischen Marktforschungsunternehmens Informa Telecoms auch in Zukunft weiter fortsetzen. So prognostiziert eine aktuelle Analyse, dass bis zum Jahr 2012 mindestens 12,5 Prozent der weltweiten Mobiltelefonierer derartige Angebote nutzen werden, optimistischer geschätzt seien allerdings durchaus auch 23 Prozent möglich.

In Europa verwenden 30 Prozent aller Handynutzer, die einem Online-Netzwerk angehören, ihre Mobiltelefone für den Zugriff auf soziale Netzwerke, sei es zum Senden von Nachrichten, Anzeigen von Bildern oder sogar zum Hinzufügen von neuen Kontakten zu ihren Netzwerken. Mehr als 40 Prozent des Datenverkehrs über Mobiltelefone und Smartphones haben mit Networking zu tun, fand der der norwegische Softwarehersteller Opera nach Auswertung des Datenverkehrs auf seinen Servern heraus.

Geteiltes Europa

Der Prozentsatz sozialer Online-Networker, die über ihr Telefon auf ihre Konten zugreifen, variiert in Europa deutlich. Die international erhobenen Ergebnisse, die von Nielsen Mobile veröffentlicht wurden, zeigen, dass Großbritannien im mobilen sozialen internationalen Networking prozentual gesehen in Europa führend ist. In Großbritannien besuchten im ersten Quartal 2008 rund 800.000 Handynutzer, oder 1,7 Prozent aller Handynutzer im Land. Im übrigen Europa liegen die Zahlen der Nutzer etwas niedriger als in Großbritannien. Das durfte vor allem daran liegen, dass die Preise für Datenpakete noch immer als zu teuer empfunden werden. So würden diejenigen deutschen Handynutzer, die bereit wären für die mobile Version ihres Social Networking zu zahlen, maximal fünf Euro im Monat ausgeben, fand eine aktuelle Studie im Auftrag des StudiVZ heraus.

Innovatives SIP

Willige Kundschaft ist also vorhanden, jetzt liegt es an den Mobilfunkbetreibern die passenden Dienste zu Verfügung zu stellen. Die Betreiber von Social Networks setzen längst auf offenen Schnittstellen, die es Programmierern ermöglichen, ihre Applikationen zu entwickeln. Alleine in Apples App Store finden sich in der Kategorie Soziale Netzwerke über 30 Programme. Für die Entwicklung und Bereitstellung passender mobiler Clients ist die SIP-Technolieg geeignet. Zu den Vorteilen des Session Initiation Protocols (SIP) gehört, dass es sich hierbei um einen offenen Standard handelt, der mittlerweile sehr weite Verbreitung gefunden hat. Der Einsatz dieser Technologie ermöglicht viele Kommunikationsanwendungen am Handy. Dazu zählen unter anderem Audio und Video over IP oder auch verschiedene Messenger oder Chats.

Bloggen und Twittern

Ein sehr erfolgreicher Client, der auf SIP basiert, ist Fring. Von israelischen Entwicklern ins Leben gerufen unterstützt der Client neben ICQ, MSN, Twitter, AIM, Yahoo, Google Talk auch Skype. Unter dem Namen Minifring gibt es auch eine Software-Version für Java-Handys und vor wenigen Tagen ist auch eine Version für Apples iPhone erschienen. Brandneu ist auch CellSpin, eine Blog-Anwendung mit grafischer Bedienoberfläche für das iPhone, mit deren Hilfe Nutzer Audiodateien, Fotos und Text aufzeichnen oder auf dem iPhone bereits vorhandene Medien auswählen und diese auf Netzwerk-Seiten wie Facebook, Twitter, MySpace, Blogger, Picasa, Flickr, TypePad und eBay veröffentlichen können.

Twittern, mobil und politisch

In der Network-Community sind besonders die Nutzer des Mikro-Blogging-Dienstes Twitter für das Interesse an der mobilen Nutzung bekannt. Unter "twittern" versteht man das Versenden von Kurzen Nachrichten (maximal 140) Zeichen an das eigene Netzwerk aus Freunden und Interessierten. Diese Art von Networking ist für die Nutzung am Handy nahezu prädestiniert. Es gibt schon eine Vielzahl an Clients für die mobile Nutzung des Dienstes. Während Blogs seit Ihren Anfängen für poltische Meinungsbildung und Diskussion genutzt werden, eignet sich die Möglichkeiten des Mikro-Bloggings mit Twitter auch für die Organisation konkreter Aktionen wie etwa Demos oder Proteste. So geschah es zum Beispiel am 1. Mai 2008 in Hamburg bei der Organisation einer Demonstration – den Twitterfeed der Organisatoren haben mehrere Hundert Menschen abonniert.

Auch der US-amerikanische Präsidentschaftskandidat Barack Obama nutz die Popularität des Mini-Blogging-Dienstes Twitter. Alle, die sich für seinen Tagesablauf und Botschaften interessieren, können seine Einträge per RSS-Feed oder Handy empfangen.

Gute Aussichten

Interesse und mobile Einsatzmöglichleiten des Bloggens, Netzwerken und Chats sind vorhanden, ebenso die Aussichten auf ein starkes Wachstum des Marktes. Jetzt liegt es an den Mobilfunkbetreibern, Handybauern und Entwicklern die Handhabung der Anwendungen so einfach und so günstig wie möglich zu gestallten. Der Marktführer Nokia hat im Bereich Social Networking bereits ein zukunftsträchtiges Geschäftsfeld erkannt und vor wenigen Wochen das deutsche Startup-Unternehmen Plazes gekauft. Mit dem Netzwert soll Nokias Internetplattform Ovi eine Erweiterung in Richtung mobiles Networking erfahren. (Olivera Stajic)