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Das Album "In Rainbows" haben Radiohead auf ihrer Website zum Download angeboten.

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Legale Angebote für kostenlose Musikdownloads können Verbraucher anscheinend nicht davon abhalten, sich Inhalte auf illegalem Weg via Filesharing im Internet zu besorgen. Diese Erkenntnis liegt zumindest in Anbetracht einer aktuell veröffentlichten Studie der britischen Musikverwertungsgesellschaft MCPS-PRS und des Marktforschungsunternehmens Bigchampagne  nahe. Diese haben in einer gemeinsam durchgeführten Untersuchung festgestellt, dass das neue Album der Erfolgsband Radiohead "In Rainbows" massenweise illegal heruntergeladen wurde, obwohl die Gruppe es kostenlos im Netz anbot. Während der zwei Monate, in denen das Album legal und kostenlos im Netz erworben werden konnte, haben es sich rund 2,3 Mio. Menschen über BitTorrent-Quellen im Internet besorgt, berichtet Cnet. Diese "gigantische Zahl" übersteige bei weitem die bisher bekannten Angaben zu dem Ausmaß der über die offizielle Homepage der Band getätigten Album-Downloads.

"Tauschbörsen halten sich hartnäckig"

"Inhaber von Urheberrechten sollten sich der Tatsache bewusst sein, dass sich die Tauschbörsen hartnäckig halten. Sie sind unglaublich beliebt und werden niemals verschwinden", zitiert die Financial Times Deutschland Bigchampagne-Chef Eric Garland. Dies sei eine unbestreitbare Tatsache, die Plattenfirmen zu akzeptieren hätten. "Es ist an der Zeit, nicht mehr gegen den Strom der Kundenwünsche zu schwimmen", meint Garland. Die Musikbranche müsse die Online-Piraterie auch gar nicht eindämmen, um wirtschaftlichen Erfolg zu haben. "Dass 'In Rainbows' so beliebt ist, hat Radiohead viele Vorteile gebracht. Unter anderem hat dies der Band eine enorme Nachfrage nach Konzertkarten für die diesjährige Tour beschert", erläutert Garland.

Download-Shops gut etabliert

"Die Musikindustrie kämpfte bislang mit dem Problem, dass legale Download-Shops lange gebraucht haben, um sich bei den Nutzern etablieren zu können", erklärt Beat Högger von der Schweizer Landesgruppe der IFPI. Heute würden diese Shops aber schon sehr gut funktionieren und viele Musikliebhaber durch ein breites Musikangebot anlocken. "Die Ausrede, aus Gewohnheit auf illegale Filesharing-Angebote zurückgreifen zu müssen, zieht deshalb heutzutage nicht mehr", meint Högger. Im Bereich des digitalen Verkaufs habe sich deutlich gezeigt, dass der Verbraucher zunehmendes Interesse daran hat, Musik auf legalem Wege herunterzuladen. "Ein Teil der User wird sich sicherlich auch in Zukunft seine Musik über illegale Angebote besorgen. Ich habe aber die Hoffnung, dass die Industrie in dieser Hinsicht auch im legalen Bereich den Anschluss finden kann", so Högger.

Album in Eigenvertrieb

Radiohead hatte im Oktober vergangenen Jahres mit einem ungewöhnlichen Veröffentlichungskonzept für sein neuestes Studioalbum für einiges Aufsehen gesorgt. Damals hatten die Musiker eine digitale Version von "In Rainbows" im Eigenvertrieb über die Webseite der Band zum Download angeboten. Die Fans durften dabei selbst entscheiden, wie viel sie der Band zahlen wollen. Auf diese Weise sollte auch getestet werden, ob Fans einen fairen Preis für einen Download zahlen würden, wenn man ihnen die Freiheit lässt, selbst darüber zu entscheiden. (pte)