Mit der intelligenten Obstwaage, die erkennt, was auf ihr liegt, muss sich der Kunde keine Nummern mehr merken.
Foto: Fraunhofer

Der harte Preiskampf im Lebensmittelhandel hat den personellen Service in unseren Supermärkten auf ein Minimum zurückgehen lassen. Dies gilt insbesondere für die Obst- und Gemüseabteilungen, die bereits vor Jahren mit Selbstbedienungswaagen ausgestattet wurden. Vor diesen steht der Konsument in der Regel mit Sackerln voller Trauben, Äpfel oder Paradeiser, um das passende Preisetikett auszudrucken. Doch wie war noch gleich die Nummer für die Paradeiser? Zurück zur Obst- und Gemüsetheke, um nachzuschauen.

Intelligente Waagen

Um im Wettbewerb um die Kunden wieder mit etwas mehr Bedienungsfreundlichkeit punkten zu können, wird seit Jahren an technischen Helferlein entwickelt, die das Einkaufen erleichtern sollen. Zum Beispiel an sogenannten intelligenten Waagen, die dem Kunden umständliche Auswahlmenüs oder gar Ziffernsuche auf numerischen Tastenfeldern und somit das lästige Hin- und Hergerenne zwischen Obstregal und Waage ersparen sollen.

Future Store

Pionier auf diesem Gebiet ist die Future-Store-Initiative der deutschen Metro-Gruppe. Forscher des Fraunhofer-Instituts für Informations- und Datenverarbeitung IITB in Karlsruhe haben im Auftrag des Schweizer Wägesystemherstellers Mettler-Toledo jetzt die intelligente Waage weiterentwickelt.

"Die Waage erkennt selbstständig, um welches Obst oder Gemüse es sich handelt und zeigt dem Kunden nur die Icons zur Auswahl, die infrage kommen - etwa Tomaten, Strauchtomaten und Fleischtomaten", erklärt IITB-Mitarbeiter Sascha Voth. Über einen Touchscreen kann der Kunde dann die passende Sorte bestätigen.

Tomate oder Kiwi?

Doch woher weiß die Waage, ob der Kunde einen Paprika, eine Tomate oder eine Kiwi auf ihr abgelegt hat? "In der Waage ist eine Kamera installiert, die die Ware aufzeichnet. Ein Bildauswertungsalgorithmus vergleicht die Aufnahme mit gespeicherten Daten und erkennt auf diese Weise automatisch, um welche Frucht es sich handelt", sagt Voth. Selbst die milchigen Plastiksackerln, in die das Obst an der Theke verpackt werden kann, stellen für die Waage kein Problem dar - das Bildauswertungssystem erkennt die Gemüsesorten trotzdem.

Herausforderung Reifegrad

Was sich zunächst einfach anhört, birgt jedoch einige Herausforderungen: Viele Fruchtsorten haben je nach Reifegrad unterschiedliche Farben, Bananen beispielsweise gibt es von homogen grün über gelb bis braungefleckt.

Von anderen Fruchtsorten wie Äpfeln und Birnen gibt es zahlreiche Sorten, die in der Farbe ebenfalls erheblich variieren. "Die neue Waage weist eine erhebliche Toleranz gegenüber Farb- und Helligkeitsschwankungen auf. Das Modul lässt sich unter verschiedenen Beleuchtungsbedingungen und mit verschiedenen Kameras einsetzen", sagt Voth.

Das Fruchtsortiment, das die Waage erkennt, kann natürlich durch Marktmitarbeiter um neue Sorten erweitert werden. Derzeit ist die Waage zu Testzwecken in rund 300 Supermärkten europaweit im Einsatz. (red/ DER STANDARD Printausgabe, 5. August 2008)