Zwei Dinge gibt es, die Line beschreiben: einerseits ist sie total lustig und nett, andererseits ist sie eine echte Nervensäge. Dauernd will sie mit Fred spielen. Am liebsten immer. Er will aber vor allem eines: in Ruhe gelassen werden. Nicht immer, aber doch auch. Trotz dieser unterschiedlichen Sichten eint sie eines - das auch gleich der Buchtitel ist. "Ich kann dich ziemlich gut leiden" heißt das Bilderbuch von Dagmar Geisler. Außer dass Lines Freund so heißt wie ein wichtig gewordener Schwiegervater, also Fred, gibt es noch verbindende Elemente: Fred will Zeitung lesen, ungestört. Was nicht geht. Line nervt ja bekanntlich. Zupft an der Zeitung, treibt Schabernack. Wer kennt das als zeitungslesender Elternteil nicht? Manch einer flüchtet dann an einen Ort in der Wohnung, der als einziger das Alleinsein erlaubt.

Line ist ein kleines Mädchen, Fred ist ein riesiger Teddybär. Warum, erschließt sich nicht. Vielleicht soll die Größe Vernunft ausstrahlen und der Größenunterschied das Verhältnis zwischen Kinder- (Spielen!) und Erwachsenenwünschen (Ruhe!) ausdrücken. Es geht um Freiraum, und darum, dass man jemand sehr lieb haben kann und trotzdem manchmal eine Pause braucht. Wenig Text und nette Zeichnungen ergeben ein flottes Kinderbuch. Schnelles Erzählen ist möglich und Ausbauen der Geschichte erlaubt. Was bleibt, ist die Hoffnung, die sich auch am Ende des Buches findet: Das Kind akzeptiert, dass jeder Zeit für sich selbst bekommt. Träumen dürfen also auch Erwachsene. (Peter Mayr/DER STANDARD-Printausgabe, 1.8.2008)