Auch Männer können über Sexismus streiten, dies belegt freundlicherweise der semi-öffentliche Hick-Hack zwischen Autor Klaus Werner und dem Chefredakteur des deutschen Hochglanz Erotik-Magazins "Playboy", Stefan Schmortte.

Weil ersterer sich über das für Passagiere der Billigfluglinie "Air Berlin" ausgelegte Playboy-Heft in seinem Webblog beschwerte, sah zweiterer in seiner Replik sogleich die "Freiheit der Andersdenkenden" durch eben diesen Blog-Beitrag in Frage gestellt.

Unsere Sympathien in diesem symbolischen Streit liegen natürlich auf der Hand: Es ist für Passagiere beiderlei Geschlechts nicht zumutbar, in einem öffentlichen (und derart engen) Verkehrsmittel mit einem Sitznachbarn konfrontiert zu werden, der sich gerade genüsslich über die Darstellungen im Playboy hermacht. Also Zitrone! Die Rechtfertigung Schmorttes, "Nacktheit per se" sei kein Aufreger und schon gar nicht diskriminierend, lässt auch eher Witzchen darüber zu, wie jemand mit einer derart unerotischen Auffassung über den Playboy als Chefredakteur desselben Blattes hervorgehen konnte.

Eine Frage der Kultur!?

Bezeichnend ist, wie sich die Diskussion um Sexismus in den letzten Jahren um eine neue Kategorie erweitert hat. Die Flugbegleiterin verweist nicht etwa auf die Menschenwürde von Frauen oder das Wohl der Passagiere im Allgemeinen, wenn sie den provozierenden Autor maßregelt, der das Playmate des Monats an die Bordwand gepinnt hat. Ihr Argument lautet: "Hier reisen immerhin auch Angehörige von Kulturen, die sich durch solche Abbildungen gestört fühlen könnten." Schmortte wiederum findet in seiner Replik "eher jene Kulturen, die ihre Frauen unter den Schleier zwingen, wirklich frauenfeindlich."

Das Argument der Flugbegleiterin liest sich wie die Ausrede einer Frau, die nicht als verklemmt dastehen will und obendrein die Politik der Geschäftsführung nicht in Frage stellen darf. Das Argument des Playboy-Chefs hingegen wie das Scheinargument eines Mannes, der den Unterschied zwischen Hochglanz-Erotik und Körperpolitik nicht auseinanderhalten kann. Wie praktisch, dass es inzwischen dieses Kulturding gibt: Es lässt sich nahtlos in jede sich auftuende Sprach-Lücke stopfen. (freu, dieStandard.at, 5.8.2008)