Wehrhaft: Feng Hsu als verfolgte Yang in King Hus Kampfsportklassiker "Ein Hauch von Zen" von 1971.

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Kämpfer fallen von Bäumen wie reifes Obst. Zwischen dicht gewachsenen Bambusstämmen schlagen sie ihre Salti, die Lagen ihrer Seidengewänder bauschen sich im Luftzug und in Zeitlupe. Mit kräftigen Sprüngen werden Distanzen überwunden, die Schwerter sirren, es hallt nach, wenn Metall auf Metall trifft. Wer gegen diese Angreifer nicht gewappnet ist, der geht nach dem ersten Streich zu Boden.

Bis es zum ersten atemberaubenden Schaukampf dieser Art kommt, vergehen allerdings gut 50 Minuten. Der Film, dessen deutscher Titel "Ein Hauch von Zen" lautet, hat es nicht eilig. Vielmehr führt er zunächst einmal vor, wie effektiv der Einsatz von punktueller Ausleuchtung dunkler Räume in Kombination mit Unsicherheit verbreitenden Geräuschen und Klängen sein kann, bevor er dann nachgerade psychedelische Visionen entwickelt. Das in der Ming-Zeit angesiedelte Drama nimmt in einer verlassenen Festung seinen Ausgang: Ein Kalligraf stößt dort eines Nachts auf eine Fremde. Wie sich bald herausstellt, ist die Dame Yang, in die er sich umgehend verliebt, auf der Flucht: Die Geheimpolizei ist ihr auf den Fersen. Eine Intrige am Kaiserhof hat ihre Familie das Leben gekostet. Zwei Getreue stehen ihr zur Seite, und im Übrigen hat der Abt eines Shaolinklosters sie darin unterwiesen, sich selbst zu verteidigen.

Xia nu ist der Originaltitel dieses bedeutenden Werks des populären China-Kinos. Regisseur King Hu, der den Film zwischen 1969 und 1971 in Taiwan realisierte und unter anderem beim Festival in Cannes präsentierte, ist einer der wichtigsten Impulsgeber für jene Kampfsportmärchen, die später Tsui Hark oder Johnnie To in Hongkong weitererzählten - und, das sollte man nicht vergessen, aus denen man heute "Kung Fu Pandas" schnitzt. (Isabella Reicher/DER STANDARD; Printausgabe, 4.8.2008)