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Bei dem Anschlag am vergangenen Sonntag im Istanbuler Stadtbezirk Güngören wurden 17 Menschen getötet und mehr als 150 verletzt worden.

Foto: REUTERS/Osman Orsal

Istanbul - Die türkischen Behörden haben kurdische Rebellen für die zwei Bombenanschläge in Istanbul in der vergangenen Woche verantwortlich gemacht. Die an der Planung und Durchführung der Attentate Beteiligten seien mittlerweile gefasst, teilte Innenminister Besir Atalay am Samstag mit.

Mehrere Zeitungen berichteten am Sonntag von einem Attentäter namens Huseyin Tureli, der von der PKK im benachbarten Irak ausgebildet wurde. Er habe das Platzieren der Bomben in der belebten Fußgängerzone von Güngören bereits gestanden, schrieb "Hürriyet", ohne ihre Quellen zu nennen.

Geständnis

Auch habe der 26-Jährige bereits das Zünden der Sprengsätze per Mobiltelefon zugegeben. Laut Hürriyet wurde er von fünf Komplizen zum Anschlagsort begleitet. Sie hätten sich nach den Explosionen rund 20 Minuten lang das Blutbad angesehen, bevor sie den Tatort verließen.

Nach Angaben der halbamtlichen Nachrichtenagentur Anadolu Ajansi behielt ein Istanbuler Gericht acht Menschen in Untersuchungshaft, die im Zusammenhang mit den Anschlägen festgenommen worden waren. Der Staatsanwalt werfe ihnen vor, Mitglieder der verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) zu sein. Es werde nun eine formelle Anklageschrift vorbereitet.

Zwei Bomben explodiert

Am vergangenen Sonntag waren in einem Arbeiterviertel Istanbuls innerhalb weniger Minuten zwei Bomben explodiert. Dabei wurden 17 Menschen getötet und rund 150 verletzt. Die Behörden hatten bereits zu erkennen gegeben, dass sie die PKK für die Anschläge verantwortlich machen. Allerdings hat sich bisher niemand dazu bekannt, und die PKK verurteilte die Tat.

Bei dem Anschlag in einer Fußgängerzone im europäischen Stadtteil Güngören waren unter den Todesopfern mehrere Kinder und eine hochschwangere Frau. Es war der schwerste Terroranschlag in Istanbul seit fünf Jahren.

"Auf der Grundlage sicherer Beweise und Erkenntnisse aufgeklärt"

Noch vor der Vorführung der Verdächtigen beim Haftrichter hatte Innenminister Atalay verkündet, die Tat sei "auf der Grundlage sicherer Beweise und Erkenntnisse, die keinen Zweifel zulassen, aufgeklärt". Ein "Großteil der Täter" sei gefasst, sagte der Minister am Samstag vor Journalisten. Der Anschlag sei "das Werk der separatistischen Terrororganisation mit Blut an den Händen", sagte Atalay, ohne die PKK beim Namen zu nennen.

Nach Angaben des Ministers wird den Festgenommenen noch ein weiterer Anschlag auf einen Teegarten zur Last gelegt, bei dem Mitte Juni - ebenfalls im europäischen Teil Istanbuls - zehn Menschen verletzt worden waren. Von den 154 Verletzten des Anschlags von Güngören werden laut Atalay noch 27 im Krankenhaus behandelt.

PKK bestritt Beteiligung

Die PKK, die seit den 80er Jahren für eine kurdische Autonomie im Südosten der Türkei kämpft, hatte gleich nach dem Anschlag jegliche Beteiligung bestritten. Sie wird nicht nur von der Türkei, sondern auch von den USA und der EU als Terrororganisation eingestuft. Dem fast drei Jahrzehnte alten Konflikt sind weit mehr als 35.000 Menschen zum Opfer gefallen.

Im Südosten der Türkei wurden unterdessen fünf bewaffnete Dorfwächter getötet. PKK-Kämpfer hatten laut Berichten türkischer Nachrichtensender in der Provinz Sirnak auf die Männer geschossen. Demnach ereignete sich das Gefecht am Samstag in Bestler Dereler, einer Region im Grenzgebiet zum Irak. Mit Luftangriffen auf PKK-Stellungen im Nordirak versucht die türkische Armee seit Monaten zu verhindern, dass PKK-Kämpfer über die Grenze in die Türkei eindringen. (APA/Reuters/dpa)