Haus unter Wasser: Mittels moderner Messmethoden und Trocknungsverfahren ist die Trockenlegung der Räume nur eine Frage der Zeit.

Collage: STANDARD

Die Ursachenbekämpfung geht sehr schnell, das Trocknen dauert jedoch mehrere Wochen.

***

Wenn sich im August und September der Sommer wieder verabschiedet, tut er dies gelegentlich mit sintflutartigen Regenfällen. Wer in einem hochwassergefährdeten Gebiet lebt und nicht schon in der Bauweise des Hauses vorgesorgt hat, auf den kommt im Falle einer Überschwemmung erhebliche Arbeit zu. Das Trockenlegen eines Hauses kostet Zeit und Nerven. Die Kosten übernimmt, sofern vorhanden, die Versicherung.

"Wir haben im Jahr rund 4500 Schadensfälle", erzählt Wolfgang Wasserer, Prokurist in der Belfor CEE Holding, die in Österreich und in Osteuropa auf die Trockenlegung von Bauwerken spezialisiert ist. "Die dramatischen Fälle entstehen durch Hochwasser, doch die meisten Feuchtigkeitsschäden in den österreichischen Haushalten sind auf geplatzte Waschmaschinenschläuche, auf Wasserrohrbruch im Mauerwerk oder auf nichtabgedrehte Wasserhähne zurückzuführen."

Gestemmt wird (fast) nicht mehr

Das Wichtigste ist die schnellstmögliche Behebung der Schadensursache. "Bei einer Überschwemmung müssen Sie freilich warten, bis sich das Hochwasser zurückgezogen hat, erst dann ist es möglich, das Haus auszupumpen." Einfacher ist die Vorgehensweise im Falle eines technischen Versagens im Haushalt. Je nach Schadensfall gibt es unterschiedliche Methoden der Leckortung.

"Wenn der Rohrbruch in der Wand oder im Boden erfolgt ist, kann man sich mit einer Wärmebildkamera, mit Infrarotmessungen oder mit einer Rohrkamera behelfen. In jedem Fall legen wir Wert auf eine zerstörungsfreie Suche." Die Zeiten, da Fliesen abgeschlagen und ganze Wände aufgestemmt wurden, sind nach Auskunft von Fachleuten schon längst vorbei. Wenn nötig, werden die Fliesen heute zerstörungsfrei abgehoben. Gestemmt wird nur dort, wo es unvermeidlich ist.

Trocknung braucht Weile

Danach beginnt der aufwändigste Teil: die Trockenlegung. Meist sind die Trocknungsgeräte zwei bis drei Wochen rund um die Uhr in Betrieb. "Keine Sorge" , beruhigt Wasserer, "die Geräte sind platzsparend und arbeiten sehr leise." Relevant für Wasserschäden bei Gründerzeithäusern in der Großstadt: Durch punktuelle Bohrungen bekommt man auch die Trocknung historischer Holztramdecken in den Griff. Ein sogenannter Strombrief bekundet, dass die zusätzlichen Stromkosten, die im Zuge der Trocknung anfallen, von der Versicherung abgedeckt werden.

Nicht nur plötzlich, auch ganz allmählich kann die Feuchtigkeit ins Haus dringen. Häufigste Ursache für die langsame Durchnässung der Baumasse ist aufsteigende Bodenfeuchtigkeit. "Sie können davon ausgehen, dass bei den Altbauten jeder zweite Keller ein Problem hat" , sagt Sven Rothfuß von der Getifix Franchise GmbH. "Vor 20 oder 30 Jahren wurde auf eine durchgehende Horizontalabdichtung noch nicht geachtet."

Verschiedene Methoden

Bei allen Methoden steht im Vordergrund, das Wasser an einem weiteren Aufsteigen im Mauerwerk zu hindern und die Kapillarwirkung zu unterbinden. Dafür gibt es mechanische, physikalische oder chemische Methoden. Beim mechanischen Verfahren werden die Außenmauern horizontal durchgeschnitten, anschließend werden Edelstahlplatten in die Fuge gerammt. Diese Arbeit wird von Bauunternehmen übernommen oder aber von speziellen Firmen, die auf Mauertrockenlegung spezialisiert sind. Einziger erheblicher Nachteil bei dieser Variante: Sämtliche Steigleitungen wie Strom-, Gas- und Wasser- sowie Fallrohre sind im Weg und müssen verzogen werden.

Immer häufiger angewandt wird das chemische Verfahren, bei dem gelartige Substanzen ins Mauerwerk injiziert werden; diese verschließen dabei die Poren im Beton, Ziegel oder Mörtel. "Die besten Resultate haben wir mit Acrylatgel erzielt" , sagt Rothfuß. Dabei werden die Bohrlöcher je nach Beschaffenheit des Hauses von außen oder von innen gesetzt." Die Kosten für eine Horizontalinjektion belaufen sich je nach Anbieter auf 200 bis 250 Euro pro Quadratmeter Wandfläche im Grundriss. (Wojciech Czaja, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 2./3.8.2008)