Zürich/Wien - Ein schweizerisch-griechisches Forscherteam hat erstmals Hinweise gefunden, dass auch im römisch beherrschten Griechenland Leichname einbalsamiert wurden. "Das ist sehr ungewöhnlich, denn normalerweise wurden Menschen dort nicht mumifiziert", erläutert Marion Meyer, Professorin am Institut für klassische Archäologie an der Universität Wien. Die Forscher um Frank Rühli von der Universität Zürich fanden in Nordgriechenland die sterblichen Überreste einer ungefähr 55-jährigen Frau, die um 300 nach Christus in einem Bleisarg beerdigt wurde.

Bei genaueren Untersuchungen fanden die Forscher zahlreiche Einbalsamierungssubstanzen wie zum Beispiel Myrrhe, Fette und Harze. "Vermutlich wurde sie mit diesen bei ihrer Bestattung komplett eingerieben", erklärt Rühli. Im Gegensatz zu ägyptischen Mumien wurden bei ihr allerdings nicht die Eingeweide entfernt, so dass diese verrottet sind. "Die Seidengewänder weisen darauf hin, dass die Frau aus der sozialen Oberschicht stammt", sagt Rühli. 

Bis etwa 120 nach Christi wurden Menschen im römischen Griechenland noch verbrannt, erst danach begann man überhaupt sie in Erdgräbern oder Gruften beizusetzen. "Typisch war, dass sie in Tücher gehüllt wurden und bei reicheren Familien auch wertvolle Grabbeigaben mitgegeben wurden", so Meyer. Dass man nun jedoch eine mumifizierte Leiche fand, war auch für die Züricher Forscher eine Überraschung. "Bisher haben zwar einige historische Quelle davon gesprochen, dass ausgewählte Personen balsamiert worden sind - doch fehlte noch der Beweis", so Rühli. Ein Experte für das römische Griechenland spekuliert, dass es auch durchaus sein könnte, dass die Familie der Verstorbenen aus einer Region stamme, in der das Mumifizieren gängig war und man diese Tradition mit nach Griechenland genommen habe. (pte/red)