Mexiko-Stadt - An der bevorstehenden internationalen Aids-Konferenz wird nach Einschätzung eines UN-Mitarbeiters deutlich, dass die Immunschwächekrankheit in vielen Weltregionen noch ein Tabu ist. Viele Teilnehmer der am Sonntag beginnenden UN-Konferenz in Mexiko-Stadt hätten ihren Kollegen und Familien erzählt, sie würden auf Urlaub fahren , sagte Manuel da Quinta vom Aids-Koordinierungsprogramm der Vereinten Nationen (UNAIDS) in Genf am Donnerstag (Ortszeit) in der mexikanischen Hauptstadt.

"Sie haben Angst zu sagen, dass sie an einer Aids-Konferenz teilnehmen", sagte da Quinta. Der selbst HIV-infizierte Portugiese hatte nach eigenen Angaben nur selten mit Diskriminierungen zu kämpfen. In Lateinamerika werde die Krankheit aber oft als Schande empfunden.

Schutz vor Medien

Um die Konferenzteilnehmer vor ungewollten Medienauftritten zu schützen, sollen sie mit Ansteckern signalisieren, ob Journalisten sie filmen und fotografieren dürfen oder nicht. Bei Interviews sollen sie nach Angaben der Organisatoren außerdem angeben, ob ihre Aussagen in ihrem Heimatland nicht veröffentlicht werden dürfen. Die 32-jährige Anastasia möchte beispielsweise in ihrer Heimat Russland nicht in den Medien auftauchen. Menschen in anderen Ländern erzählt sie aber freimütig, dass sie sich Aids bei ungeschütztem Geschlechtsverkehr zugezogen hat. Ihr Liebhaber, ein zuvor in Afrika stationierter Soldat, habe ihr nichts von seiner Infektion gesagt: "Ich habe mich in ihn verliebt, und deshalb haben wir kein Kondom benutzt."

Weltweit waren im vergangenen Jahr etwa 33 Millionen Menschen mit dem HI-Virus infiziert. Die meisten Betroffenen, rund 22 Millionen, leben nach UN-Angaben in den afrikanischen Gebieten südlich der Sahara. Von den rund 22.000 Teilnehmern der UN-Konferenz in Mexiko haben sich etwa 2500 als HIV-positiv bekannt, nach Einschätzung der Veranstalter sind aber weit mehr Träger des Virus. (APA/AFP)