Black Grape: "It's Great When You're Straight"
Nach einer eher kurzen Weltkarriere mit den Happy Mondays, den etwas zu ausschweifenden Exzessen sowie einem Zerwürfnis mit der Band wegen Abrechnungsunschärfen rauften sich Reste der Mondays um Shaun Ryder 1995 nochmals als Black Grape zusammen. Der Titel "It's Great When You're Straight" war angesichts ihrer Vergangeheit ein Witz, die Musik aber so lässig funky und durchgeknallt wie kaum etwas zur hohen Zeit der Madchester-Ära. So eine Art vergessenes Meisterwerk, zeitlos gut, Party forever! Zwei Jahre später veröffentlichte man noch das Album "Stupid, Stupid!" Alles klar?

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Calexico: "Carried To Dust"
Schon wieder ein neues Calexico-Album, ist der erste Gedanke. Das Hören bestätigt, was man vermutet und kennt. Musikalischer Grenzgang im Grenzland zwischen staubigem US-Rock und mexikanischer Sehnsucht samt deren Folklore. Dennoch: Die Mixtur, die die Calexicaner um Burns und Convertino in ihren Töpfen anrühren begeistert jedes Mal aufs Neue. Wieder mit mehr Chili als zuletzt und etlichen Gastsängern, die das informationslose Vorabalbum verschweigt, varieren Calexico auf höchstem Niveau ihre Kunst. Das hat ja auch bei den letzten Alben gereicht. (City Slang/Universal)

Link:
www.casadecalexico.com

 

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The International Submarine Band: "Safe at Home"
Das hier gilt als erstes Countryrock-Album der Geschichte. Gram Parsons und Co. veröffentlichten diesen Meilenstein während der ärgsten Hippiezeit auf Lee Hazlewoods Label LHI und countryfizieren darauf unter Einfluss von Acid und Rauchwaren aller Art den "Folsom Prison Blues" oder Elvis' "Thats All Right". Süßer hat die Subversion selten geklungen. Was sich ein Redneck im Süden der USA angesichts der langen Federn der hier beteilgten gedacht hat - man möchte es gar nicht wissen. Ein Klassiker der Moderne. (Sundazed)

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Boss Hog: "Drinkin' Lechin' & Lyin'"
Wie viele Jungs sich diese EP nur wegen des Covers gekauft haben - man weiß es nicht. Heute wirkt das ja alles ein bisserl unmodisch, vor allem der Haarschmuck - da wie dort - von Christina, der Angetrauten von Jon Spencer, mit dem sie hier als Boss Hog durch einen urbanen Blues meuchelt, der nach der zertrümmerten Vorarbeit mit Pussy Galore bedeutend konstruktiver anmutet. Dennoch: Dreckiger Noise-Rock wie er bald schon nicht mehr gemacht werden sollte, mit Albini an den Reglern, wem sonst? (AmRep)

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Epic Soundtracks: "Rise Above"
1992 veröffentlichte Epic Soundtracks sein erstes Soloalbum. Eigentlich Kevin Paul Godfrey und der Bruder von Adrian Nicholas alias Niki Sudden mit dem er die legendären Swell Maps gegründet hatte, war er zuvor Mitglied von Crime & The City Solution gewesen. "Rise Above", ein Meisterwerk, hat er zusammen mit einigen großen Namen von Sonic Youth oder J Mascis sowie Leuten aus dem Nick Cave Umfeld eingespielt und übt sich darauf in erhebender Balladenkunst im Geiste eines John Cale - plus in einigen verhalten lärmenden Songs, die dem damaligen Zeitgeist entsprachen. 1997 starb der kleine große Songwriter und hinterließ ein schmales aber hochwertiges Erbe, das auch wieder einmal jemand neu edieren könnte. (Rough Trade)

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The Dukes Of Stratosphere: "25 O' Clock"
Unter diesem Namen unternahm die fantastische britische Band XTC 1985 einen Ausflug ins Psychedelische, ohne sich der wirklichen Ausuferungen zu ergeben. Stattdessen behielt man die aus dem Post-Punk und der New Wave auferlegte formale Strenge bei und generierte aus diesen beiden, scheinbar unvereinbaren Universen sechs Weltnummern, wie sie sonst nur John Lennon unter Einfluss zustande gebracht hat, besser: hätte. Der Titelsong ist göttlich, der Rest fällt kaum ab. Wer braucht da noch Stoner Rock?

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Sister Double Happiness: "Uncut"
Dieser Band aus San Francisco wurde noch nicht einmal ein Wikipedia-Eintrag zuteil. Mit "Uncut" veröffentlichte diese grandiose, sich mit harten Rock am Blues abarbeitende Band um Gary Floyd (of The Dicks, fame!), zirka 1991 einen gleichermaßen brutalen wie feinfühligen Monolithen - der das Genre Bluesrock neu definierte, nämlich mit dem Gestus des Punk. Damit füllte die Band die Szene Wien wie mit links, das Folgealbum fiel bereits ab, mit dem Gitarristen Jonathan Burnside (hat unter anderem das Debüt von Clutch und mehrmals die frühen Melvins produziert) und Floyds Stimme besaß SDH jedenfalls zwei der besten Argumente ihrer Zeit. War damals - wie so vieles - auf Sub Pop. Der "Whipping Song" etwa ist immer noch wahnsinnig super.

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Larry John Wilson
Dem interessierten Hörer ist der Name Larry John Wilson eventuell von den Soul-Country-Samplern bekannt, die Jeb Loy Nichols (von den Fellow Travelers) vor zwei, drei Jahren kompilierte. Mit dem Song "Sheldon Churchyard" war Wilson darauf ein Fixstarter und klang wie Calexico als Southern Soul Band. Cool shit! Nach 28 Jahren Absenz kehrt er nun vom Alterssitz Florida wieder - allerdings ohne Band. LJW ist ein spartanisches Country-Folk-Album für Freunde des Johnny-Cash-Spätwerks ebenso geeignet wie für Fans von Kris Kristofferson, Weggefährte und Fan von Wilson. Ab September. (Hoanzl)

Link:
www.65records.com

 

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Ry Cooder: "I, Flathead"
Mit "I, Flathead" schließt Ry Cooder eine Trilogie im Zeichen vergessener und verschwundener (musikalischer) Welten ab. Und bewegt sich damit auch selbst zurück in die eigene Vergangenheit, wie etwa seine erste Kollaboration mit Flaco Jimenez seit sehr langer Zeit verdeutlicht. "I, Flathead" bietet rumpelnden und stolpernden Countryrock mit den von Cooder schon lange kultivierten Unschärfen und seinem wunderbaren Bierzeltgesang. Eine Bank. Prost. (Nonesuch/Warner)

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Ron Sexsmith: "Exit Strategy of The Lost Soul"
Der kanadische Songwriter mit dem unglücklichen Antlitz unterhalb einer blöden Frisur zählt seit Jahren zu den besten zeitgenössischen Songwritern. Das hat ihm neben hoffentlich lukrativen Aufträgen als Zulieferknecht eine große Fangemeinde rund um den Globus eingebracht, der große kommerzielle Wurf war noch nicht dabei. Dieses Album wird das wahrscheinlich nicht ändern. Es bestätigt jedoch einmal mehr die Qualitäten dieses einfühlsamen Musikers, der einen sogar mit Paul McCartney zu versöhnen vermag. Immerhin klingt Sexsmith ja wie ein verschollener Beatle. (V2/Universal)

Link:
www.ronsexsmith.com

 

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