Die Klinik Amstetten-Mauer hat Elisabeth F.s Mutter Rosemarie ohne öffentliches Aufsehen vor rund drei Wochen verlassen. Es steckten laut Anwalt Christoph Herbst keine Streitigkeiten dahinter

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Amstetten - Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft St. Pölten im Fall Amstetten gehen ins Finale. Bereits Ende September wird die Anklage gegen Josef F. fertig sein. "Wir liegen gut in der Zeit. Wir warten noch auf diverse Gutachten, die noch im August eintreffen werden", erklärt Gerhard Sedlacek von der Staatsanwaltschaft St. Pölten im Standard-Gespräch.

Was für die Staatsanwaltschaft unter "diverse Gutachten" fällt, ist durchaus entscheidend für die Anklage. Diese könnte nämlich auch auf Mord lauten. Entschieden wird dies nach Vorlage einer noch ausständigen neonatologischen Expertise, die klären soll, ob jenes Neugeborene, das Josef F. laut Polizei in einem Heizofen verbrannt haben soll, lebensfähig gewesen wäre oder ob zu erkennen war, dass das Neugeborene medizinische Hilfe gebraucht hätte.

Opferbefragungen geplant


Offen ist auch das Gutachten der Linzer Fachärztin für Psychiatrie und Neurologie Adelheid Kastner (siehe Porträt), die den Geisteszustand von Josef F. untersucht. Dafür sei sie "öfter als ein, zwei Mal" mit F. zusammengesessen. Mehr wollte sie dazu auf Standard-Anfrage nicht sagen.

Geplant seien, so Sedlacek, in den nächsten Wochen auch "weitere Befragungen". Ob die anderen Opfer aus dem Kellerverlies - Elisabeth F. wurde bereits befragt - sich ihrer Aussagen entschlagen oder nicht, werde sich laut Sedlacek Ende dieser Woche entscheiden. "Auf jeden Fall" geplant seien Befragungen von Verwandten.

Mögliche Klagen gegen Medien

Opferanwalt Christoph Herbst bereitet derzeit mögliche Klagen gegen Medien vor. Elisabeth F.s Mutter Rosemarie sei schon vor zwei bis drei Wochen aus der Klinik ausgezogen. "Sie besucht Elisabeth immer wieder", sagt Herbst. Es gebe keine Zwistigkeiten.

Amstettens Bezirkshauptmann Hans-Heinz Lenze sagt, eine Schwester von Elisabeth F. achte familienintern darauf, dass keine Informationen nach außen dringen. Ob es für die Betroffenen bereits neue Identitäten gebe, wisse Lenze nicht. "Und wenn, würde ich es nicht sagen." (Gudrun Springer/Markus RohrhoferDER STANDARD Printausgabe 31.7.2008)