Wien - Die Lufthansa hat sich am Mittwoch zurückhaltend über einen möglichen Einstieg bei der AUA geäußert. "Wir werden uns mit dem Thema befassen, wenn es akut ist" , sagte Finanzvorstand Stephan Gemkow. Er wisse aber, dass die Lufthansa auf der Empfehlungsliste von Boston Consulting stehe.
Die russische Aeroflot hingegen wird kein Angebot für die AUAlegen. "Das Risiko überwiegt die Vorteile, wie Aeroflot-Sprecherin Irina Dannenberg dem Standard bestätigte. Die Russen, die in den Westen drängen, gelten als möglich Käufer der serbischen JAL und der tschechischen CSA.
Finanzminister Wilhelm Molterer sagte in der "ZIB 2" am Dienstag, "es hat sich herausgestellt, dass eine Stand-Alone-Lösung für die AUA nicht möglich ist - etwa durch ein verändertes Wettbewerbsumfeld und stark gestiegene Energiekosten" .

Eigentümer sekundär

"Wem die AUA gehört ist mir wurscht, solange sie gut ist" , betonte Erste-Bank-Chef Andreas Treichl am Mittwoch. Sein Institut ist aufgrund des großen Osteuropa-Netzes einer der wichtigsten Kunden der AUA. Es gebe nur wenige Unternehmen, in denen so viele Mitarbeiter so viel im Flieger sitzen wie bei der Erste Bank, die in Osteuropa 38.000 Leute beschäftigt. Auf der Strecke nach Bukarest etwa kenne man üblicherweise 80 Prozent der Passagiere, die stammten entweder vom Erste-Konzern, von Raiffeisen oder der OMV. "Für uns ist die AUAein extrem wichtiger Partner und wir leiden darunter, wenn sie das Liniennetz verkürzt, Flieger verkauft, besonders, wenn sie die jungen Airbusse verkauft und die alten kranken Flieger behält" , so Treichl.

"Wir hätten gerne eine gesunde, angenehme und freundliche Fluggesellschaft, ebenso eine sympathische und nette Abwicklung am Flughafen." Das vermisse man. Wichtig sei, dass beide - Airline und Airport - investierten und ihre Kunden gut bedienten.
Bei der finanziell angeschlagenen Airline sei es "Zeit zum Handeln" und "nicht Zeit für politisches Kleingeld" meinte Wirtschaftsminister Martin Bartenstein (VP) in Richtung des SP-Spitzenkandidaten Werner Faymann und dessen Berater Hannes Androsch. Es dürfe zu keinem Kahlschlag bei den Destinationen, Flugzeugen und Jobs kommen. Bartenstein ist "guter Hoffnung für einen Privatisierungsauftrag" .

Androsch rät ab

Androsch würde - wie der Standard berichtete - dem Infrastrukturminister abraten, jetzt einem Privatisierungsbeschluss zuzustimmen. Herschenken können man die AUA"nach reiflicher Prüfung nach der Wahl auch noch" . Auch er lastet der AUA an, dass sie die jungen Airbusse verkauft habe, Strecken gestrichen hätte und Piloten fürstlich abgefertigt habe. "Die gleichen Piloten fliegen jetzt bei der Lufthansa, und die Lufthansa wie die Swiss fliegen unter anderem auf der von der AUA gestrichenen Schanghai-Strecke mit Gewinn" , so Androsch.
Die ÖIAG habe in den vergangenen Jahren bereits genug "verscherbelt" , wie Post, Telekom, Buwog, WAG oder die Tabakwerke. Dabei hätten sich einige "eine goldene Nase verdient" . Die ÖIAG wolle sich "jetzt nur von der Verantwortung drücken" . Es müsse auf den Tisch, was "die ÖIAG aufgeführt hat und wie das Vermögen des Landes verwirtschaftet wurde" . (cr, ved, szem, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 31.7.2008)