Die Medienfreiheitsorganisation "Reporter ohne Grenzen" (ROG / RSF) hat schärfstens gegen die von den chinesischen Behörden gegen ausländische Olympia-Berichterstatter in Peking gerichtete Internet-Zensur protestiert. Der "Zensur-Wahn" schaffe "ein Informationsvakuum, das inakzeptabel ist", teilte die Präsidentin von ROG Österreich, Rubina Möhring, am Mittwoch mit. Sie wies auch darauf hin, dass ROG-Mitarbeiter in China unerwünscht seien und keine Einreisevisa mehr erhalten, nachdem eine Delegation im vergangenen August Kritik an den Menschenrechtsverletzungen in China geübt habe.

Kritik an IOC

Möhring kritisierte weiter, dass der "informationsleere Raum" von den chinesischen Behörden in "Kooperation" mit dem Internationalen Olympischen Komitee geschaffen werde. "Sport soll während der Olympischen Spiele das einzige Thema sein - erwartet wird eine kritiklose Berichterstattung aus einem Land, auf das die gesamte Welt schaut." Eine ausschließliche Berichterstattung über die sportlichen Höhepunkte der Olympischen Spiele wäre ein "neuerlicher Tiefschlag für die Menschenrechte", betonte Möhring, die auch die wirtschaftlich motivierte Zusammenarbeit von Internetunternehmen wie Google mit dem kommunistischen Regime kritisierte.

2001 noch Informationsfreiheit zugesichert

Die chinesischen Behörden haben im internationalen Pressezentrum der Olympischen Spiele in Peking zahlreiche Internetseiten, darunter Seiten über Tibet oder Menschenrechte, aber auch die Internetportale der Rundfunksender BBC oder Deutsche Welle, sperren lassen. Bei seiner Olympia-Bewerbung im Jahr 2001 hatte Peking volle Informationsfreiheit für ausländische Journalisten zugesichert.

Nicht sportrelevante Seiten

Nach anfänglichem Verweis auf die ursprüngliche Zusicherung eines freien Internet-Zugangs musste IOC-Sprecher Kevin Gosper am Dienstag einräumen, dass nicht sportrelevante Seiten zensuriert werden. Ein Sprecher des Pekinger Olympia-Organisationskomitees betonte, dass die Berichterstattung über die Spiele durch die Sperre einiger Seiten nicht beeinträchtigt sei. (APA)