Rom/Paris - Mit dem gestrigen Scheitern der WTO-Runde befassen sich heute folgende europäische Zeitungen. Eine Auswahl:

"La Stampa" (Turin):

"Man wird nicht überprüfen können, ob diese Zahl gestimmt hätte - ein Erfolg der sogenannten Doha-Welthandelsrunde sollte dem Planeten einen zusätzlichen jährlichen Warenaustausch von 100 Mrd. Dollar einbringen. Die Verhandlungen, mit denen die Tarifschranken der globalen Märkte eingerissen werden sollten, wurden allerdings am Dienstag abgebrochen. Die Kraftprobe zwischen den USA und dem Paar China-Indien hat die Verhandlungsuhr nach neun Tagen gestoppt. Die Schwellenländer werden keinen erleichterten Zugang zu den Märkten der "Reichen" haben, die wiederum weiterhin Zölle zahlen werden, um dort Waren zu verkaufen. Während Peking und Neu Delhi Hauptstädte wirtschaftlicher Imperien geworden sind, hat Amerika nach und nach an Glanz verloren. Die Machtverhältnisse haben sich verschoben (...)."

"Le Monde" (Paris):

"Als Mann der Coups, Meister in der Kunst des Kräftemessens, ist Nicolas Sarkozy kein Diplomat. (...) In seiner europäischen Funktion scheint dies eine echte Behinderung zu sein. Zumal Frankreich im wirtschaftlichen Bereich eher zu den schlechten Schülern gehört. Unter diesen Bedingungen erst Jean-Claude Trichet, dann den Iren und schließlich Peter Mandelson Lehren erteilen zu wollen, ist kontraproduktiv. Herr Sarkozy verliert gerade eine goldene Gelegenheit: Den Ratsvorsitz der (Europäischen) Union zu nutzen, nicht um seinen Partnern seine Sichtweise aufzudrängen, sondern um den französischen Landwirten begreiflich zu machen, dass man auch Zugeständnisse machen können muss. (...) Kurz gesagt, indem er Herrn Mandelson gegen sich aufbringt, obwohl beide Männer Schicksalsgenossen sind, ist der Präsident auf dem falschen Weg."

"Tages-Anzeiger" (Zürich):

"Die Bestrebungen zu einem ungehinderten Austausch von Gütern und Dienstleistungen rund um den Globus haben einen schweren, irreparablen Schaden erlitten. Angeschlagen ist vor allem die Stellung der Welthandelsorganisation - ausgerechnet die weltweit einzige Institution, die auf multilateraler Basis ein von allen Staaten respektiertes und einklagbares Regelwerk zum Welthandel geschaffen hat. Andere ambitiöse multilaterale Projekte stehen damit unter denkbar schlechten Vorzeichen, beispielsweise ein globales Abkommen für den Klimaschutz und Vereinbarungen zur Ernährungssicherheit oder zur Energieversorgung."

"De Morgen" (Brüssel):

Die Doha-Runde, die schon seit mehr als sieben Jahren andauert, entwickelt sich mehr und mehr zu einem Handelskrieg zwischen den Entwicklungsländern und dem Westen. Die Landwirtschaft und die Industrien der westlichen Länder stehen schon seit Jahren unter dem Druck der sogenannten BRIC-Länder Brasilien, Russland, Indien und China, aber auch von Wachstumsländern wie Südafrika und Mexiko. Die USA und Europa suchen ihr Heil nun im Dienstleistungssektor und fordern mehr Marktzugang, um westliche Dienste in schnell wachsenden Ländern wie Indien und China anbieten zu können. Es geht um Dienste, bei denen gerade diese Länder noch einen gewissen Rückstand verzeichnen: Gesundheit, Versicherungen und Bildung." (APA/dpa/AFP)