Die chinesischen Olympia-Organisatoren haben die Internet-Zensur für die ausländischen Journalisten in Peking verteidigt. Der Zugang im Hauptpressezentrum sei "ausreichend". "Die Berichte über die Spiele sind nicht beeinträchtigt", entgegnete der Sprecher des Organisationskomitees (BOCOG), Sun Weide, am Mittwoch vor der Presse auf scharfe Kritik der Journalisten, denen vorher auch seitens des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) freier Internetzugang bei ihrer Berichterstattung zugesichert worden war.

"Böser Kult"

Obwohl regimekritische Webseiten etwa von Menschenrechtsgruppen, exiltibetischen Organisationen oder verschiedener ausländischer Medien gesperrt sind, sagte der BOCOG-Sprecher den Journalisten: "Sie haben umfassenden Zugang." Zu der Blockade der Webseite der verbotenen Bewegung Falun Gong sagte Sun, diese Organisation sei "ein böser Kult, der in China verboten ist". Zu den Sperren der Web-Inhalte von Amnesty International oder der exiltibetischen Regierung erklärte der Sprecher nur: "Über einzelne Webseiten weiß ich nicht Bescheid."

Zeitungen: Können Arbeit nicht machen

"Ihre Berichterstattung wird in keiner Weise beeinträchtigt", versuchte der Sprecher unter anderem einen Reporter einer Hongkonger Zeitung zu beruhigen, der klagte: "Wir können unsere Arbeit nicht machen, wie es vom IOC und von BOCOG versprochen worden war." Ob es in den Vorbereitungen eventuell Missverständnisse zwischen dem IOC und BOCOG in der Internetfrage gegeben habe, wollte der Sprecher nicht beantworten. IOC-Olympiadirektor Gilbert Felli hatte die umstrittene Internetzensur im Pressezentrum am Vortag bereits mit den chinesischen Organisatoren angesprochen.

Eingeschränkte Google-Seite

Mit Blickrichtung auf die Olympischen Spiele in Peking hatten Menschenrechtsgruppen die chinesische Regierung wiederholt aufgerufen, die Internet- und Medienkontrollen zu lockern. Das Internet-Unternehmen Google hat eine chinesische Website gestartet, die sich an die Zensurbestimmungen des Pekinger Regimes hält. Google ist an der chinesischen Suchmaschine Baidu beteiligt. Um die Genehmigung für eine chinesische Website mit der Adresse ".cn", zu erhalten, verpflichtete sich Google, für diesen Dienst Adressen aus seiner Datenbank zu entfernen, die von der kommunistischen Führung als anstößig betrachtet werden. Zu solchen verbotenen Themen gehören Diskussionen über Taiwan und Tibet oder die blutige Niederwerfung der chinesischen Demokratiebewegung von 1989. (APA/dpa)