Unter Druck: Jeremy Sisto als freischaffender Geiselbefreiungsexperte Lucian Knapp in "Kidnapped".

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13 Tage Hoffnung "Tag 1". Im Bild (v.li.): hinten: Delroy Lindo (Latimer King), Mykelti Williamson (Virgil), Carmen Ejogo (Turner); vorne: Jeremy Sisto (Knapp), Dana Delaney (Ellie Cain), Will Denton (Leopold "Leo" Cain), Timothy Hutton (Conrad Cain).

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Der Tag beginnt angespannt. Im Upper-East-Side-Apartment der New Yorker Familie Cain wird auf Zuruf der Hausherrin ein harmonisches gemeinsames Frühstück für eine Homestory improvisiert. Was zu diesem Zeitpunkt noch keiner der Anwesenden ahnt: Es wird für längere Zeit auch das letzte gemeinsame Frühstück sein. Der Teenager Leopold gerät auf dem Schulweg in einen Hinterhalt. Sein Chauffeur wird erschossen, der Bodyguard und Leopold verschwinden. Ein geschockter Mitschüler übergibt den Eltern einen Zettel, auf dem geschrieben steht, dass man von einer Kontaktaufnahme zur Exekutive jetzt besser erst einmal Abstand nehmen solle.

Timeline-Dramaturgie

Der ORF wirft - als kleine Irritation des dauerrotierenden Ermittler-Einerleis aus dem Hause Bruckheimer (C.S.I., Cold Case und Without A Trace) - nun also eine weitere US-Serie ins Abendprogramm (Sat.1 leistet sich ab Donnerstag dafür sogar den Hauptabendsendeplatz): "Kidnapped", 2006 von NBC erstausgestrahlt und bald wieder schnöde von der Mattscheibe verbannt, folgt ähnlich wie der TV-Hit 24 einer Timeline-Dramaturgie. Das Katz-und-Maus-Spiel zwischen den Cains, dem von diesen hinzugezogenen Spezialisten Knapp, den Entführern und dem ebenfalls in dem Fall tätigen FBI erstreckt sich - samt Seitenlinien und Doppelbödigkeiten - über dreizehn Folgen beziehungsweise dreizehn Tage.

Neugier geweckt

Ähnliches kennt man natürlich aus anderen Zusammenhängen. Aber auch wenn "Kidnapped" etwas unter dick aufgetragener Musik (nicht jeder kann sich Jerry Bruckheimers Musikkatalog leisten) und visuellen Standards (Bildbeschleunigung, Jump-Cuts, entsättigte Farben) leidet: Die Neugier ist nach Pilotfilmende auch ohne Totalerneuerung des Genres geweckt. (Isabella Reicher, DER STANDARD; Printausgabe, 30.7.2008)