Zuletzt musste das KDE-Projekt einiges an Kritik für die frühe Auslieferung von KDE 4.0 einstecken, so manche BenutzerInnen zeigten sich mit dem unfertigen Status - aber auch mit der grundsätzlichen Ausrichtung - recht unzufrieden. Nun soll zwar vielleicht nicht alles aber doch vieles besser werden.

Release

Gut ein halbes Jahr nach der Freigabe der ersten Version der KDE-Reihe folgt nun das erste Major Upgrade. KDE 4.1 kann ab sofort von der Seite des Projekts heruntergeladen werden und bietet eine Fülle von Verbesserungen für den Linux-Desktop.

Grafik: KDE

Die für die meisten BenutzerInnen wohl wichtigste Neuerung gleich vorneweg: Mit KDE 4.1 ist nun endlich auch das KDE PIM-Paket wieder mit dabei. Anwendungen wie der Mail-Client KMail, das Organisationsprogramm KOrganizer oder auch der RSS-Feed Reader Akregator wurden auf die Version 4 des dem Desktop zugrunde liegenden Toolkits Qt portiert, und passen sich somit in die restliche Umgebung ein.

Zuwachs

Aber auch sonst besteht kein Mangel an neuen Desktop-Komponenten in KDE 4.1: So ist mit dem Dragon Player ein auf simple Benutzung ausgerichtetes Video-Abspielprogramm hinzugekommen, hinter Okteta verbirgt sich ein Hex-Editor,  Step nennt sich ein Physik-Emulator, der beim Erlernen neuen Wissens helfen soll.

Grafik: KDE

Wieder zurück ist mit KSCD der gewohnte CD-Player für den KDE, die Sammlung der enthaltenen Spiele wurde um einige neue Titel erweitert: KBreakout, KDiamond und Kubrick sollen den BenutzerInnen kurzweilige Ablenkung bieten.

Log

Bleiben noch KSystemLog, um relevante System-Informationen aus den Log-Dateien anzuzeigen, sowie Lokalize: Das Tool soll - wie der Name schon nahe legt - ÜbersetzerInnen bei der Lokalisierung einzelner Anwendungen hilfreich zur Seite stehen.

Dolphin

Verbesserungen gab es aber natürlich auch an den schon bislang ausgelieferten Komponenten. So hat der File Manager Dolphin nun eine frische Treeview-Ansicht, auch Tabs unterstützt die Software ab sofort. Außerdem wurde die Dateiauswahl vereinfacht, über ein Kontextmenü kann jetzt rasch wahlweise auf Kopier- oder Verschiebeaktionen zugegriffen werden.

Grafik: KDE

Eine der zentralen Neuerungen von KDE4 ist die Desktop-Shell Plasma, kein Wunder also, dass man auch mit KDE 4.1 wieder besonderes Augenmerk auf diese Komponente gelegt hat.

Panel

Vor allem die bei KDE 4.0 schmerzlich vermissten Konfigurationsmöglichkeiten für das Panel hat man nun erheblich erweitert. So lassen sich nun auch zusätzliche Panels hinzufügen und an einem beliebigen Bildschirmrand positionieren.

Folderview

Ein echtes Highlight von KDE 4.1 ist das Folderview Applet, mit dem sich einzelnen Verzeichnisse direkt am Desktop darstellen lassen. Eine einfache Möglichkeit, um ohne Dolphin bemühen zu müssen, schnell auf die wichtigsten Dateien oder Verzeichnisse zugreifen zu können.

Grafik: KDE

Das Startmenü Kickoff wurde für die neue Version einer teilweisen optischen Neugestaltung unterzogen. Wem dieses nicht gefällt, der kann aber auch weiterhin auf ein klassisches hierarchisches Menü wechseln.

Vermischtes

Der KDE-Webbrowser Konqueror kann nun die offenen Seiten für die nächste Session abspeichern, der Remote Desktop Viewer KRDC erkennt jetzt automatisch per Zeroconf im lokalen Netzwerk angebotene Remote Desktops. Beim Bildbetrachter Gwenview gibt es ebenfalls einige Neuerungen, etwa einen Fullscreen-Modus und einen Thumbnail-Balken, um schnell zu anderen Bildern wechseln zu können.

Grafik: KDE

Beim Window Manager KWin konzentrierte man sich erneut auf die Compositing-Fähigkeiten der Software und den Nachbau von Compiz-Features. So gibt es nun hier ebenfalls eine Coverswitch genannte Ansicht zum Wechsel zwischen den geöffneten Fenstern, auch die "wobbly windows" gibt es für die, die sich für entsprechende Verformungen begeistern können.

Plattform

Die neue Release beschränkt sich freilich nicht nur auf die für die UserInnen sichtbaren Features, auch die Plattform hat wieder Zuwachs erhalten: Mit Akonadi ist nun ein weiterer zentraler Bestandteil von KDE4 fertig geworden, dabei handelt es sich um ein Framework für den Zugriff auf diverse PIM-Daten.

Bindings

Außerdem sind nun stabile Python- und Ruby-Bindings für KDE4 mit dabei, so dass Anwendungen auch in diesen Sprachen entwickelt werden können. Mit der libksane können Anwendungen leicht auf Scanner zugreifen.

Grafik: KDE

Mit KDE 4.1 will das Desktop-Projekt aber auch zunehmend über die Grenzen der Linux-Welt hinausstoßen: Neben den schon bisher unterstützten Linux und BSD-Varianten versucht man sich nun auch an OpenSolaris, Windows und Mac OS X. Bei allen verweist man allerdings auf den noch recht unfertigen Status der Portierung.

Umstieg?

Mit KDE 4.1 sehen die EntwicklerInnen nun auch den Zeitpunkt gekommen, mit dem die meisten BenutzerInnen von KDE 3.5.x auf die neue Desktop-Generation umsteigen können. Alle Funktionalität der alten Version hat man zwar noch nicht umgesetzt, hier will man aber noch teilweise nachbessern, in anderen Bereichen aber auch darauf verzichten.

Plan

Wer diesen Versprechungen noch nicht ganz traut kann KDE 4.1 auch über eine LiveCD gefahrlos ausprobieren. Der nächste geplante große Schritt soll im Jänner 2009 erfolgen, wenn KDE 4.2 veröffentlicht werden soll. (Andreas Proschofsky, derStandard.at, 29.07.2008)

Grafik: KDE