In der Westukraine sind nach tagelangen Regenfällen Dutzende von Flüssen über die Ufer getreten. Laut Angaben des Katastrophenministeriums ist die Opferzahl übers Wochenende auf 26, darunter 6 Kinder, gestiegen. Fast 41.000 Häuser standen am Montag noch unter Wasser; laut verschiedenen Angaben mussten 8000 bis 14.000 Bewohner vor allem in den beiden galizischen Oblasts Iwano-Frankiwsk und Tschernowitz evakuiert werden.

Am schlimmsten betroffen waren die Ortschaften entlang des Dnjestr, der sich 1400 Kilometer von den Karpaten entlang der ukrainisch-moldauischen Grenze zum Schwarzen Meer zieht. Aber auch am westlichen Karpatenfuß in Rumänien und der Slowakei kam es zu Überschwemmungen.

Hilfe versprochen

"Die Ukraine hat so etwas in hundert Jahren nicht erlebt", sagte Vizepremier Oleksandr Turtschynow. Sowohl Präsident Wiktor Juschtschenko wie auch Regierungschefin Julia Timoschenko waren am Sonntag in verschiedene Überschwemmungsgebiete geeilt und hatten der Bevölkerung Hilfe versprochen. Allein im Oblast Iwano-Frankiwsk würden sich die Schäden auf umgerechnet über 200 Mio. Euro belaufen, schätzte der Präsident nach seiner Rückkehr nach Kiew. Es handle sich hier um eine ökologische Katastrophe, sagte Juschtschenko und ließ in der Westukraine den Notstand ausrufen. Die von seiner politischen Widersacherin Julia Timoschenko geführte Regierung forderte er ultimativ dazu auf, einen Notstandsplan zu erarbeiten.

Timoschenko nahm am Montag die Flutkatastrophe zum Anlass dafür, einen neuen Budgetstreit vom Zaun zu brechen. Vor wenigen Tagen war die Parlamentssession beendet worden, ohne dass der Staatshaushalt für 2008 verabschiedet wurde. Nun forderte Timoschenko den Juschtschenko-treuen Parlamentspräsidenten Arsenij Jatsenjuk auf, sofort eine Sondersitzung der Werchowna Rada einzuberufen, um Zusatzmittel für die Flutopfer zu verabschieden. Der Bevölkerung versprach die Ministerpräsidentin gleichzeitig Soforthilfen von umgerechnet 140.800 Euro. "Das Geld gibt es bar auf die Hand", verkündete sie.
Überflutungen in Asien

Stürme in Asien

Auch in Asien kamen bei heftigen Stürmen und Regenfällen mindestens vier Menschen ums Leben. In Kobe auf der japanischen Hauptinsel Honshu ertranken am Montag in einem über die Ufer getretenen Fluss eine Frau und ihre drei Kinder. Insgesamt 70.000 Menschen mussten sich im Westen des Landes auf Anweisung der Behörden vor drohenden Überschwemmungen in Sicherheit bringen. Auslöser für die schweren Regenfälle waren Ausläufer des Taifuns "Fung Wong", der über Taiwan und die Philippinen hinwegfegte und dann Kurs auf China nahm. (Paul Flückiger aus Warschau/DER STANDARD-Printausgabe, 29.7.2008)