Eine typische Cuil-Suche anhand des Begriffs "Vienna": Im Kästchen "Explore by Category" werden semantische Relationen festgehalten, also etwa Wiener Bezirke. Oben werden in Tabs ähnliche Suchen je nach erwarteter Relevanz angeboten, im konkreten Beispiel unter anderem "vienna hotels"

Screenshot: Andreas Proschofsky

Gab es in Frühzeiten des Internets einst einen regen Wettbewerb zwischen verschiedenen Suchmaschinen, so änderte sich das mit dem Auftauchen von Google: Recht flott wurde das Angebot zu DER Suchmaschine, ein Umstand, der sich auch dadurch ausdrückt, dass "googlen" als generischer Begriff für das Durchführen einer Internetsuche in die Alltagssprache Einzug gehalten hat.

Cuil

Der Übermacht von Google hatten nicht nur die großen Mitbewerber kaum mehr etwas entgegenzusetzen, neue Suchmaschinen konnten sich in den vergangenen Jahren gleich gar keine mehr wirklich etablieren. Mit Cuil (gesprochen: "cool") betritt nun aber ein neuer Herausforderer die Web-Bühne, einer dem ExpertInnen deutlich besser Chancen als vielen seiner Vorgänger gibt.

Hintergrund

Denn Cuil ist eines der derzeit bestfinanzierten Startup-Unternehmen, 33 Millionen US-Dollar konnte man in zwei Finanzierungsrunden aufstellen. Dabei geholfen hat wohl auch der Umstand, dass es sich bei den GründerInnen allesamt um ehemalige Google-MitarbeiterInnen handelt, sowohl CEO Tom Costello als auch Anna Patterson, Vice President Engineering, waren vorher bei der übermächtigen Konkurrenz beschäftigt.

Revolution

Mit Cuil wollen sie nun nichts weniger als die Suche revolutionieren, dabei ist ihnen offenbar durchaus klar, dass es nicht ausreicht, ein leicht verbessertes Google zu sein, sondern es schon einiger neuer Ansätze bedarf, um eine signifikante Zahl an BenutzerInnen zu erlangen. Und genau mit diesen kann Cuil durchaus aufwarten.

Relevanz

So versucht sich Cuil daran semantische Relationen zwischen Begriffen herzustellen, um den BenutzerInnen relevantere Ergebnisse liefern zu können. Entsprechend bringt eine Suche nach dem Begriff "cars" auch gleich eine Liste von Autoherstellern oder verschieden Autotypen hervor, die zu Verfeinerung der Suche helfen. Auch stellt Cuil ähnliche Begriffe stark in den Vordergrund, im konkreten Beispiel werden Suchen nach "used cars", "new cars" und "rental cars" leicht erreichbar als Tab angeboten.

Interface

Überhaupt versucht sich Cuil an einem neuen Interface-Ansatz zur Aufbereitung des Gesuchten.  Ergebnisse werden in drei Spalten angezeigt, ist ein Bild zu einem Artikel vorhanden, wird dies ebenfalls dazu angezeigt, der Ausschnittstext ist deutlich länger als bei Google und Co.

Privacy

Einen weiteren Schwerpunkt von Cuil sehen die BetreiberInnen im Privacy-Bereich: Weder logt man IP-Adressen mit, noch verwendet man Cookies um Suchanfragen mit einzelnen BenutzerInnen zu verbinden, versichert das Unternehmen. Besonders stolz ist man außerdem auf die Architektur der dahinter stehenden Software, diese soll ermöglichen, dass Cuil wesentlich besser skaliert als Google und so auch deutlich billiger zu betreiben ist. Auch beim Index will man Google nichts schenken, 120 Milliarden Seiten sollen sich momentan in diesem befinden, nach eigenen Angaben drei mal mehr als bei der Konkurrenz.

Ausprobieren

Allerdings scheint man sich dabei vorerst primär auf den englischsprachigen Raum zu konzentrieren, deutschsprachige Begriffe waren vergleichsweise schlecht indiziert, wie ein erster Testlauf zeigt. Die wahren Stärken spielt Cuil derzeit mit den semantischen Relationen aus, die sich bei Recherchen als äußerst hilfreich erweisen, bei "einfachen" Suchen liefert hingegen Google meist noch bessere Ergebnisse. Zusätzlich ist die Suchmaschine derzeit aufgrund des großen Interesses teilweise nur schwer zu erreichen. (Andreas Proschofsky, derStandard.at, 28.07.2008)