„Die Pause von der Politik." Haider auf dem weißen Fest.

Pörtschach - Wieder einmal sagen Jörg Haider und Heinz-Christian Strache wörtlich das Gleiche - und haben doch angeblich nichts miteinander zu tun: Es habe „nichts mit Wahlkampf" zu tun, erklärte der Kärntner Landeshauptmann, dass er Freitagabend in Klagenfurt ganz in Weiß im Garten des Schlosses Loretto stehe: „Das ist die Pause von der Politik." Denn „Eventpolitiker" sei er keiner, nie gewesen. Sprach's - und war dahin: Freitagabend gab es in Kärnten viele Möglichkeiten, weder Politik noch Wahlkampf zu machen.

Das sah auch Strache so: Der FPÖ-Chef betonte, „dass ich rein privat hier bin. Ich habe nämlich auch so Kontakt zu den Leuten."

Partylawine zwischen Klagenfurt und Velden

Ein Glück für Strache und Haider. Denn Freitagnacht wäre es ohnehin kaum möglich gewesen, wirklich jedem potenziellen Wähler am Wörthersee in die Augen zu sehen. Schließlich wälzten sich etwa 50.000 Menschen in einer großen, weißen Partylawine zwischen Klagenfurt und Velden. 50.000 Wähler - alle ganz in Weiß. „Fête Blanche" heißt, was da längst traditionell Österreichs Partyvolk nach Kärnten lockte. Obwohl die „echte" Fête Blanche nur ein Punkt im Megaevent ist. Und der hat mit der Eleganz, die der Name suggeriert, nicht mehr viel zu tun: Die weiße Nacht prägen Horden von durch ein Scherbenmeer torkelnden Jugendlichen, auf deren Kleidern die Zeichen des Alkoholkonsums gut sichtbar sind: ein Ballermann-Ableger in Weiß.

„Der Zenit ist überschritten"

Die, die hinter dem Trubel stehen, erzählen von früher: Anfang der 70er-Jahre erfanden Taki und Niki Dumba („Take Five", Kitzbühel) die „Fête". Als Beiprogramm zur Formel 1 am Österreichring. Man war elitär und unter sich.  Und 2008? „Der Zenit ist überschritten", gibt Marcus Wild zu. Wild ist Veranstalter des glamourös geplanten, dann aber etwas farblosen Loretto-VIP-Openingdinners. Und danach, bei seinem „Glamour in White"-Fest in Pörtschach, machte Masse jede Idee von Klasse obsolet: „Weiß" als Motto ist billig - und wirkt edel.

Dieses Image haftet dem Event immer noch an. „Hier wird die Markenpositionierung im Luxussegment richtig kommuniziert", erklärt Leopold Machacek, Marketingdirector von Bacardi-Austria. Machacek verkauft „Grey Goose" (Wodka) und „Martini". Haider und Strache verkaufen Haider und Strache. Man punktet nicht mit Content, sondern mit Ambiente. Schließlich, sagt der Geschäftsführer des Kärntentourismus, Werner Bilgram, „spiegelt die Fête das Flair der Wörtherseeregion wider".

„Mehrere Milliarden Euro Mitgift"

Freilich wollen die Reichen und Schönen an diesem Flair nur noch bedingt anstreifen: Freitagabend lud ein Veldener Unternehmer seine Kinder und deren Freunde ins private, opulente und weiße Festzelt. Schließlich, raunte ein Gast, stünden die 50 geladenen Jugendlichen für „mehrere Milliarden Euro Mitgift". Mit den Alkleichen wolle man nicht zusammentreffen. Von solchen Gästen, klagte dann am Samstag der Kellner Thomas D., könne er „nur mehr träumen". D. arbeitet an der Bar von „Otto's": „Früher war es hier Champagner, heute saufen die Leute Getränke aus dem Supermarkt auf der Straße. Die Politiker müssen gar nicht mehr in die Lokale gehen, um potenzielle Wähler zu treffen."

Nachtrag: In der Wahl der Werbemittel im Wahlkampfsommer sind die Parteien längst gleich. Mitte vergangener Woche rief die Sprecherin eines Ministers beim Standard an: Sie fahnde nach „coolen" Sommerevents. „Unser Mann braucht ein junges Image. Der muss unter die Leute." (Thomas Rottenberg/ DER STANDARD, Printausgabe, 28.7.2008)