Mates of State: "Re-Arrange Us" (Barsuk Records/Import 2008)

Coverfoto: Barsuk Records

Forget all your politics for a while, let the color schemes arrive ... das sympathischste Pop-Ehepaar jenseits des Atlantik ist mit neuer Platte zurück und strahlt wie gehabt aus allen Knopflöchern. Musikalisch zumindest, aber mehr dazu später. Auf dem Vorgängeralbum "Bring it back" führten Kori Gardner und Jason Hammel ihre mittlerweile zehn Jahre alte Kompositions- und Arrangementformel zu einem bis dato unerreichten Höhepunkt: Kori bearbeitete die Electone-Orgel, die dem Band-Sound die charakteristische Note verlieh, so quirlig, dass Jason an den Drums zu adäquater Höchstleistung gepeitscht wurde; auf vokaler Ebene wurde der Wettstreit munter fortgesetzt. Mit dieser einfachen Formel lieferten die Mates of State eine ganze Reihe Alben und EPs ab, die nichts anderes waren als Ausbrüche von Lebensfreude.

"Bring it back" glänzte jedoch mit ausgefeilteren Songs als in den frühen Jahren, und erstmals wurde auch die instrumentale Palette aufgefächert. Beides setzt sich auf dem neuen, passend betitelten, Album "Re-Arrange Us" fort. Gleich das Eröffnungsstück "Get Better" schraubt sich mit Cello-Unterstützung in wolkige Shoegazing-Bereiche hinein ... bloß dass nicht sphärisch genuschelt, sondern - im Refrain zumindest - gekräht und gejohlt wird wie eh und je (mit dabei im Backgroundchor übrigens auch Chris Walla und Ben Gibbard von Death Cab for Cutie). Den Hang zu Hochtempo- und/oder Holzhammer-Zeilen haben sie sich bewahrt, sei es He/She's treating me right oder eben Re-arrange us!, und zwar nicht irgendwann, sondern nownownownownownownow.

Mates of State: "Get Better"

... und doch, und doch. Bemerkenswert, was sich bei dem mittlerweile mit zwei Töchtern gesegneten Paar so auf textlicher Ebene tut. Waren die Lyrics der Mates bislang in erster Linie eines: mysteriös (lässt sich mit Eilzugstempo besser kombinieren, als man glauben sollte), dann kondensieren sie 2008 plötzlich sehr konkret im Biotop von Connecticuter Eigenheim und Beziehung. Nach einem Jahrzehnt in der Musikbranche und veränderten Lebensumständen vielleicht nicht überraschend - aber der Kontrast, der sich zwischen Form und Inhalt ergibt, ist doch beachtlich. Wenn wir mal kurz in die 70er Jahre zurückspringen, ga es da zwei sehr unterschiedliche Modelle: Auf der einen Seite die Carpenters, die explizit angetreten waren, die Welt mit ihren stets hoffnungsvollen Songs zu beglücken ... aber durch die unirdische Umsetzung und speziell Karens gedehnten Gesang (der wunderschön ist, bitte mich nicht missverstehen!) so gut wie alle traurig machten.

Und auf der anderen Seite ABBA, der scheinbare Inbegriff des Happy-Pop, deren Lieder sich aber in überwiegender Zahl um Trennung, Leid und Endzeitstimmung drehen. Form follows function, von wegen. Die schwedische Melodie-Text-Kombination ist auch die auf "Re-Arrange Us" durchgeführte: So eifrig auch ins Piano gehämmert wird - dramatis personae wälzen Probleme und Selbstzweifel. 2 kids, 2 car delight. Posed pictures on the walls, small talk in the bedroom halls: "Now" als "Knowing Me, Knowing You", "My Only Offer" als "The Winner Takes It All", zwei bis drei andere unisono als "One of us" oder "S.O.S."? Neue Töne sind das!

Mates of State: "My Only Offer"

Muss man sich um Kori und Jason also Sorgen machen? "Re-Arrange Us" ist auf jeden Fall Ausdruck einer musikalischen Übergangsphase. Der neue Produzent Peter Katis (Interpol, The National) hat sein Teil dazu beigetragen, die überschäumende Energie der Mates etwas abzubremsen - besonders spürbar in der zweiten, im Schnitt deutlich langsameren, Hälfte des Albums. Zugleich taucht das Duo damit aber in eine neue Tiefe ein, die vielleicht richtungweisend für künftige Veröffentlichungen der beiden ist. Und Krisen sind ohnehin da, um überstanden zu werden: Momentum pull us through.
(Josefson)