Küchenchef unter freiem Himmel: Architekten und Anbieter haben den Reiz des Outdoor-Kochens erkannt. Fotos: Weratschnig, Schafler, Schaden, Corbis; Collage: Otto Beigelbeck
In Wien ist das Grillen nur an öffentlichen Grillplätzen erlaubt. In Städten wie Hamburg oder Berlin dagegen gibt es diesbezüglich keine Einschränkung. Bei schönem Sommerwetter ziehen Gruppen jeglichen Alters mit Grill unterm Arm und Fleisch im Gepäck in den Park. Die Wiesen sind dann voll besetzt, und die Rauchschwaden steigen wetteifernd in die Höhe.
Da haben es die Gartenbesitzer schon einfacher: Sie dürfen grillen, wann sie wollen, können sich alternativ aber auch ihr Essen in der eigenen Küche zubereiten und es dann draußen auf der Terrasse verspeisen - wenn es nur nicht so lästig wäre, zwischen Garten und Küche ständig hin- und herzulaufen. Eine Gartenküche kann hier Abhilfe schaffen.
Küche mitten im Garten
"Viele kennen nur den mobilen Grill, den man im Baumarkt kaufen kann", sagt Robert Froschauer. Er ist Architekt und hat schon die eine oder andere Sommerküche geplant. "Dass man in den Garten auch eine voll funktionstüchtige Kochstelle integrieren kann, daran denkt keiner." Eine Sommerküche im Garten liege an der Schnittstelle zwischen Architektur und Freiraumplanung, sagt er, und arbeitet daher öfters mit der Landschaftsplanerin Karin Standler zusammen.
Meistens steht die Küche in ihren gemeinsamen Entwürfen mitten im Garten - wie ein traditioneller Grillplatz eben. Laut Froschauer ist die Sommerküche ein sehr einfaches Möbel: eine Beton- oder Steinplatte, in die ein Grill und ein Waschbecken integriert ist, und ein Unterbau. Er rät zu einer massiven Konstruktion, da diese witterungsbeständig ist und leicht einmal mit dem Gartenschlauch abgespritzt werden kann. Oberstes Gebot ist die Einfachheit: "Von einem Elektroherd im Freien halte ich nicht viel. Man kann draußen in der Natur ruhig mit offenem Feuer arbeiten."
Eine etwas andere Lösung hat Froschauer für ein Einfamilienhaus gefunden: Die Wohnküche ist zum Garten hin mit Schiebeelementen abgetrennt. Im Sommer lassen sich die Elemente zur Seite schieben, und die Küche wird zu einem Teil der Terrasse.
Man kann die Küche aber auch in die Hausfassade integrieren, wie es beispielsweise Architekt Reinhard Schafler bei einem Badehaus in der Nähe von Eisenstadt gemacht hat. Die Küchenkästen und Küchengeräte liegen hinter einer Holzverblendung versteckt. Ein weit auskragendes Dach schützt Kochzeile und Sitzbereich vor Sonne und Regen.
Mobiler Küchenblock
"Wir sind Einrichtungsberater und spüren, dass mit den warmen Temperaturen das Wohnen zunehmend nach außen verlagert wird", sagt Anton Schaden. Er spricht aus Erfahrung: Nachdem er selbst einen Garten hat, der zwei Stockwerke tiefer liegt als die Wohnung, und die mühsamen Umstände des Auf- und Abgehens kennt, entwickelte er mit seinem Unternehmen eine witterungstaugliche Sommerküche. Nach drei Jahren Arbeit ist die Box auf Rädern nun auf dem Markt. Die Zusammenstellung ist individuell, die Kombinationsmöglichkeiten vielfältig: Gasherd, Elektroherd, Teppan-Yaki, Kühlschrank, Wasserboiler und Bioabfalltonne stehen zur Auswahl.
Platz für Geschirr, Besteck und Kochutensilien gibt es natürlich auch. Wem ein Modul zu klein ist, der kann ein zweites ankoppeln. "Der Kochende ist immer in Kommunikationsnähe zu den Gästen", sagt Schaden. Zudem ermöglichen die Räder einen einfachen Ortswechsel: An einem heißen und sonnigen Tag wird unter dem Obstbaum gekocht, am nächsten wieder auf der Terrasse.
Generell braucht man bei Sommerküchen für die Wasserversorgung nur den Gartenschlauch anzustecken. Für die Stromversorgung reicht ein einfaches Verlängerungskabel, das im Haus angeschlossen wird. Wie die anderen Küchen kann auch das Schaden-Modul im Sommer wie im Winter draußen bleiben, sollte zum Schutz vor Niederschlag jedoch eine Husse übergeworfen bekommen. Preislich beginnt die Gartenküche von Schaden bei 5500 Euro. Nach oben hin gibt es keine Grenzen. (Anne Isopp, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 26./27.7.2008)