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Cadel Evans will beim Zeitfharen das Gelbe erobern.

Foto: REUTERS/Thierry Roge

Paris/Wien - Wird einer ins australische Northern Territory hineingeboren und bildet er sich nach einigen Jahren ein Rad ein, kann es leicht sein, dass er auf ein Mountainbike gesetzt wird. Cadel Evans ist Ersteres am 14. Februar 1977 in Katherine passiert, Zweiteres nur vier Jahre später.

Und Evans lernte das Gerät sehr schnell derart zu beherrschen, dass er rennmäßig biken konnte. 1999 und 2000 gewann er den MTB-Weltcup. Freilich hat der mittlerweile 31-Jährige schon vorher auch auf normalen Straßenrädern Talent bewiesen. Dass er aber am Sonntag als erster Australier die Tour de France gewinnen kann, war auch noch nicht abzusehen, als er 2001 zum ersten Mal bei der Österreich-Rundfahrt triumphierte (2004 siegte er nochmals).

Evans mit Prognosen vorsichtig

Den totalen Triumph muss Evans am Samstag im Zeitfahren über 53 Kilometer zwischen Cèrilly und St. Amand-Montrond in der Auvergne realisieren. Auf einem Rad, das mit einem Mountainbike soviel gemein hat wie die Österreich- mit der Frankreich-Rundfahrt. 1:34 Sekunden fehlen Evans auf den führenden Spanier Carlos Sastre von CSC, im ersten Zeitfahren über nur 29,5 Kilometer anlässlich der vierten Etappe hat der Kapitän von Lotto Sastre 1:22 Minuten abgenommen. Evans ist mit Prognosen dennoch vorsichtig: "Das letzte Zeitfahren der Tour kann immer eine Überraschung bringen." Ein Sturz oder ein Defekt ist immer drinnen.

Keine Überraschung wäre es, wenn auch der Russe Denis Mentschow von Rabobank, der 2:39 Minuten hinter Sastre liegt, diesen attackiert. Eine gewaltige Überraschung wäre es dagegen, könnte Bernhard Kohl seinen dritten Platz in der Gesamtwertung halten. Sastre ist für den Niederösterreicher wohl zu weit weg, Evans und Mentschow sind ihm dagegen zu nahe (eine Sekunde bzw. 1:06 Minuten Rückstand). "Gegen die beiden wird's sehr schwer", sagt Kohl. An seiner (relativen) Zeitfahrschwäche hat er hart gearbeitet. Gerolsteiner-Teamkollege Michael Rich, ehemals Vizeweltmeister in dieser Disziplin, hat vor allem bezüglich der Position auf der Zeitfahrmaschine geholfen.

Dennoch rechnet Kohl nicht damit, Österreichs beste Tourplatzierung ever - Rang drei durch Adolf Christian 1957 - einstellen zu können. "Platz vier, fünf oder sechs könnte herausschauen."

Die 165,5 Kilometer zwischen Roanne und Montluçon am Freitag waren fast ein Vergnügen für den Kapitän von Gerolsteiner. Ein Ausreißerduo sorgte für eine perfekte Rennsituation für die Favoriten. "Da war es hinten im Feld relativ einfach. Meine Teamkollegen haben mich perfekt aus dem Wind gehalten." (red, DER STANDARD Printausgabe 26.07.2008)