Dollars sparen, zu Hause bleiben: Die New Yorker Tourismuswerbung wirbt derzeit stark für Urlaub in der eigenen Stadt.

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Viele Amerikaner planen diesen Sommer - nein, keine Reise auf die Malediven oder nach Europa, sondern - eine "staycation" . Die Verbindung aus "stay" und "vacation" ist eines der Schlagworte des Sommers. Manchmal auch "holistays" genannt, bedeutet sie nichts anderes als Urlaub zu Hause, in Balkonien, wie es in Deutschland heißt.

Denn dank hoher Benzin- und Nahrungsmittelkosten und aufgrund des schwachen Dollars können oder wollen sich weniger US-Konsumenten weite und teure Reisen leisten. Stattdessen bleiben sie daheim, gehen mit den Kindern ins Freibad, erkunden die Gegend per Rad und laden Freunde zum Barbecue ein.

Aquariumsbesuch und Hafenspaziergang

Nina Lentini lebt in der Küstenstadt Norwich, Connecticut und hat das Staycation-Konzept im Juli ausprobiert. "Unsere älteste Tochter geht in einem Monat an die Uni, und wir können uns heuer nicht viel mehr leisten" , erklärt sie. "Leute fahren jedes Jahr hunderte Meilen, um unsere Gegend zu sehen, also dachte ich, wir sehen uns hier mal wieder um." So war sie auf Aquariumsbesuch im naheliegenden Mystic, spazierte den Hafen entlang, zuletzt ein Hummer-Dinner mit der Oma. Die Arbeit ließ Nina zurück. "Es war wunderbar."

Ninas Freundin Michele hat eher gemischte Staycation-Erfahrung. "Es macht Spaß, sich wieder einmal seiner Heimatstadt zu widmen", erzählt sie. "Aber man entkommt dabei mental und körperlich nie richtig dem Alltag."

Spritztouren auf der "Staycation"

Bei einer Umfrage des Straßenkarten-Verlags Rand McNally sagten 57 Prozent, sie planten heuer Urlaube kürzerer Dauer und näher an der Heimat. Nur 15 Prozent wollten mehr als fünf Tage verreisen. Kein Wunder, dass eine Fernsehstation in Philadelphia auf seiner Website 21 Heimurlaub-Tipps parat hat, darunter einen Ausflug in die Kasino-Metropole Atlantic City, einen Besuch im Baseball-Stadion, sowie Scrabble- oder Nintendo-Wii-Spielen. Die New Yorker American Automotive Association schlägt zehn Spritztouren vor, die weniger als einen Tank voll Benzin benötigen - Besuche im Sommertrainingslager der New York Giants oder in den Weingärten Long Islands. Im Big Apple selbst ist derzeit in Zeitungen das "Go Local" -Logo der New Yorker Tourismuswerbung neben Listen lokaler Events zu sehen.

Große US-Firmen sind auf den Staycation-Trend auch aufgesprungen. So etwa der Einzelhandels-Diskont-Riese Wal-Mart, der heuer mit dem Slogan "American summer" Angebote für Gartenmöbel, Hängematten und dergleichen bewirbt. Der Konzern will sich das Wort "staycation" sogar patentieren lassen.

Die Hotelgruppe Wyndham bewirbt derzeit regionale Kurzurlaube mit dem Spruch "Unwind with Wyndham" - "Erholen mit Wyndham." Ripley Entertainment, ein Betreiber von Erlebnismuseen und -parks, weist darauf hin, dass 53 Prozent aller Amerikaner seine Attraktionen mit maximal einem Tank Benzin besuchen können. (Georg Szalai aus New York, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 26./27.7.2008)