Grillplatzmeister Rasim Öztürk in seinem Revier am Donauufer in Wien-Floridsdorf: „Man hilft einander, egal, wo man ursprünglich herkommt.“

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 Wien – Dicke Rauchschwaden hängen in der Luft, kleine Kinder wuseln zwischen grillzangenschwingenden Elternteilen herum, der Rest der Familie wartet im Schatten der Bäume darauf, dass das Essen auf dem Pappteller landet.

Während sich die Innenstadtbezirke zur Haupturlaubszeit im Juli und August merklich leeren, wird es am Donauufer eng – vor allem dort, wo man offiziell grillen darf. Großfamilienweise rücken Stadtbewohner bei Schönwetter mit Grill, Kühltasche und Campingmöbeln an. Dabei kurzurlauben vor allem gelernte Wiener in den Grillzonen am Wasser – auf Stadtmenschen ohne Migrationshintergrund trifft man hier nur vereinzelt. Weshalb die Stadtverwaltung auch Hinweistafeln anbringen ließ, auf denen die Grillordnung in mehreren Sprachen prangt.

Grillmeister

Damit die Hobby-Griller auf öffentlichem Grund möglichst Umwelt- und Anrainer-schonend mit Feuer hantieren – FPÖ und Kronen Zeitung ließen sich in den letzten Jahren regelmäßig über die Groß-Grillereien von Einwanderern auf der Donauinsel aus – beschäftigt die Stadt Wien sogenannte Grillplatzmeister mit nicht deutscher Muttersprache. Erstmals auch am Ufer der neuen Donau in Wien-Floridsdorf – wo sich eine der sieben städtischen Grillzonen befindet. Dort schiebt Rasim Öztürk Dienst. In den Sommermonaten setzt sich der türkischstämmige Gas-Wasser-Heizungs-Monteur Samstag- und Sonntag früh ein rotes Kapperl auf und streift ein weißes Leiberl über – auf beidem steht „Grillplatzmeister“ – und begibt sich an seinen Wochenendarbeitsplatz.

Von 9 in der Früh bis 9 Uhr abends ist Öztürk auf dem Gelände nahe der Brigittenauer Brücke unterwegs und passt auf, dass niemand etwas Verbotenes tut. Eine Aufgabe, die der dreifache Familienvater, der seit 1979 in Wien lebt, sehr ernst nimmt. Er inspiziert selbst die unwegsamsten Bereiche des Ufergeländes. Wer verbotenerweise im Gestrüpp grillt, wird geschimpft. Zumindest ein bisschen. Öztürk ist nämlich ein freundlicher Mensch – was wohl ein Gutteil seines Erfolges als Grillplatzmeister ausmacht. Ohne groß zu murren, klauben Jugendliche auf seine Anweisung herumkugelnde Plastikbecher auf, eine serbisch-stämmige Familie, die ein Spanferkel grillen will, lässt sich gern Tipps geben, wie das Tier am besten auf den Riesenspieß zu bekommen ist.

"Keine Ahnung vom Grillen"

„Es ist manchmal schon sehr anstrengend“, sagt Öztürk. „manche haben ja keine Ahnung vom Grillen. Die kommen frisch vom Baumarkt mit einem neuen Grill und wissen nicht, wie man ihn zusammenbaut. Dann helfe ich eben.“ Bleibt das Feuerzeug zu Hause liegen – auch kein Problem: Raucher Öztürk hat stets eins in der Tasche. Wickel gibt’s laut Grillplatzmeister selten in seinem Revier. „Die Leute sind sehr friedlich, man hilft sich gegenseitig, egal wo man ursprünglich herkommt.“ (Martina Stemmer, DER STANDARD Printausgabe, 26./27.7.2008)