Wien/Rangun - Einst galt das Irrawaddy-Delta als "Reisschüssel Burmas" . Nun, fast drei Monate nach dem Zyklon "Nargis" , zeichnen Schilderungen und offizielle Zahlen ein Bild der Verwüstung. Laut UNO-Berichten wurden 600.000 Hektar landwirtschaftliche Anbaufläche zerstört, mehr als 50.000 Menschen gelten noch immer als vermisst. Nachdem die burmesische Militärregierung die Einreise ausländischer Hilfsorganisationen zunächst verboten hatte, konnten mittlerweile 730.000 Betroffene versorgt werden. "Die Bewegungsfreiheit hat sich für burmesische Verhältnisse normalisiert" , berichtet Axel Rottländer, Nothilfereferent bei Care-Deutschland. "Für die Einreise ins Delta ist aber ein eigener Antrag notwendig."


Burmesische Exilmedien äußern sich dennoch besorgt darüber, ob die Hilfe bei den Menschen auch ankommt. Es gibt Befürchtungen, dass die korrupte Militärjunta von den Finanzmitteln profitieren würde. Vom Standard kontaktierte Hilfsorganisationen wissen über derartige Probleme allerdings nichts zu berichten. Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch kritisiert aber, dass die Regierung Hilfsbemühungen weiterhin einschränke.

Notwendige Hilfe nicht gesichert

Ein am 21.Juli veröffentlichter Bericht, der von der UNO, dem Verband Südostasiatischer Nationen und der burmesischen Regierung veranlasst wurde, bringt die Ausmaße der Zerstörung erstmals detailliert zu Papier. Demnach seien für die nächsten drei Jahre mindestens eine Milliarde US-Dollar für Versorgung und Wiederaufbau notwendig. "Die dringend benötigte Hilfe ist keinesfalls gesichert" , warnt jedoch Ralf Südhoff, Pressesprecher des UN World Food Program in Berlin. Zumindest im kommenden halben Jahr seien noch 750.000 Menschen von Nahrungsmittelhilfe abhängig. Die finanziellen Mittel, um die Menschen zu versorgen, sieht Südhoff aber nur "zu 60 Prozent garantiert" . Etwas Entspannung ist erst ab der Reisernte im November zu erwarten.  (Marina Wetzlmaier/DER STANDARD, Printausgabe, 26./27.7.2008)