Foto: Michaela Mandl

"Gespiegelte Stadt" von Alexander Kada, eines der Projekt der Kulturhauptstadt Graz 2003.

Foto: Kada

Nicht in Kulturhauptstadtstraße, das wäre für das Schild zu lang gewesen, sondern kurz und bündig in Kulturhauptstraße. Und diese hat einiges zu bieten: zum Beispiel das Kleidergeschäft "sunshine" , die Boutique "fenice" , den "Tennis & Freizeit" -Laden mit Schuhabverkauf, die Fingernägellackiererei "Elena's nail location" , das Gasthaus "Zur alten Press" , das "Café Palaver" (mit "Women Infopoint" ) und nicht zuletzt das Waffengeschäft "Wanz" . Ja, dachte ich mir, so stellt man sich in Graz eine Kulturhauptstraße vor. Ich weiß nicht, warum, aber während ich diese Straße entlangspazierte, fiel mir ein Slogan ein, mit dem kürzlich für ein neues Restaurant geworben wurde: "Qualität, die seinesgleichen sucht." Darunter stand: "Erwarten Sie ein professionelles Management." Natürlich hätte man auch schreiben können: "Qualität, die ihresgleichen sucht" , aber das wäre wohl niemandem aufgefallen.

Aufgefallen ist mir in der Kulturhauptstraße auch noch, dass dort viel Werbung für Diäten gemacht wird: "Speed Dieting" ; "11-Pflanzen-Schlank-Kur" ; "Shape-Line" ; "Power Vascu Wrap" und wie diese Merkwürdigkeiten alle sonst noch heißen. Eine Schlagzeile machte mich aber stutzig: "Ernährung, die uns jung, schlank und schön macht." Dass so etwas ziemlich gefährlich sein kann, zeigt uns Roger Corman in seinem Film "The Wasp Woman" , wo eine dem Jugendwahn verfallene Frau glaubt, in einem Honigextrakt das Rezept für die ewige Jugend entdeckt zu haben. Blöderweise wird sie aber davon nicht jung, sondern verwandelt sich in eine mordgierige Riesenwespe. Corman ist halt immer schon ein Scherzkeks gewesen, ganz im Gegensatz zu Stanley Kubrick, dessen zahlreiche Jüngerinnen und Jünger am 26. Juli den 80. Geburtstag ihres Gurus wohl gebührend feiern werden. Eine Warnung möchte ich an dieser Stelle aber aussprechen: Falls Sie sich am 26. Juli in größeren Gruppen zu Stanley-Kubrick-Happenings versammeln, geben Sie bitte Obacht, dass sich nicht ausgerechnet an diesem Tag der Erfurter Latrinensturz wiederholt. Am 26. Juli 1184 brach nämlich bei einem Hoftag Heinrichs VI. in Erfurt der Boden der Versammlungshalle ein, wodurch etwa 60 Anwesende beim Sturz in die darunter liegende Latrine ums Leben kamen. (Kurt Palm, ALBUM/DER STANDARD, 25./26.07.2008)