Soll Verhütung Sünde sein?

Foto: SETH PERLMAN STF

Rom - Das Verbot von Verhütungsmitteln habe in den ärmsten Staaten der Welt katastrophale Folgen, gefährde das Leben von Frauen und berge für Millionen Menschen das Risiko, sich mit dem Aids-Virus HIV anzustecken. Dies bemängelten mehr als 50 katholische Oppositionsgruppen am Freitag in einer halbseitigen Anzeige in der italienischen Tageszeitung "Corriere della Sera".

Enzyklika aus dem Jahre 1968

In dem ungewöhnlich deutlichen Aufruf hieß es weiter, die Enzyklika von Papst Paul VI. aus dem Jahre 1968 spalte die katholische Kirche noch heute. Die meisten KatholikInnen benutzten Verhütungsmittel und hätten dennoch nicht das Gefühl zu sündigen. Daher habe sich das Verbot als Fehler erwiesen und müsse abgeschafft werden. Die Kampagne der KritikerInnen gilt als ungewöhnlich, da bislang in italienischen Zeitungen zwar in Artikeln und Meinungsbeiträgen Kritik am Kirchenoberhaupt geübt wurde, nicht aber in Form von kostenaufwändigen großflächigen Anzeigen. Eine Stellungnahme des Vatikans gab es zunächst nicht.

Sexuelle Revolution

Papst Paul VI. hatte die Enzyklika "Humanae Vitae" auf dem Höhepunkt der sexuellen Revolution der 60er Jahre verfasst. Schon damals wurde das Werk weltweit kritisiert. Die Nachfolger Papst Johannes Paul und Papst Benedikt hielten jedoch an dem Verbot fest und erklärten, das Entstehen eines neuen Lebewesens dürfe nicht künstlich verhindert werden. Benedikt hatte dies erst unlängst noch einmal bekräftigt. Die Enzyklika sei "weitblickend", werde aber allzu oft missverstanden. (Reuters)