Erst jüngst wurde hier eine neue Ameisenart entdeckt.

Foto: www.steppe.at

Im Vorwort zu dem eben erschienenen Buch "Die Steppe lebt" schreibt dessen Herausgeber Heinz Wiesbauer: "Die Tierwelt der Trockenstandorte im pannonischen Raum birgt noch immer große Überraschungen." Sollten Sie sich jetzt allen Ernstes fragen, wo denn der pannonische Raum zu finden ist, können wir helfen: Aus österreichischer Sicht betrachtet, handelt es sich um den äußersten Osten, Marchfeld, Neusiedler See und Hainburg und so.

Doch hören wir Wiesbauer zu, der sich mit pannonischem Grünzeug und Getier besser auskennt. "Erst jüngst wurde hier eine neue Ameisenart entdeckt, und es werden bei anderen Tiergruppen wohl noch einige Erstbeschreibungen folgen", frohlockt er. Und jetzt kommt schließlich der Satz, auf den wir dramaturgisch so sorgfältig hingesteuert haben: "Das Bemerkenswerte dabei ist, dass es sich um Natur vor unserer Haustür handelt, über die die meisten Menschen in der Regel weniger wissen als über die afrikanische Serengeti oder andere exotische Landschaften dieser Welt."

Paarungsverhalten südafrikanischer Gazellen

Tatsächlich gehen Beobachtungen des heimischen Menschenreichs in die Richtung, dass zumal die jüngere Population dank pädagogisch teilweise doch noch ein wenig gesteuerten TV-Konsums zwar beispielsweise über das Paarungsverhalten südafrikanischer Gazellen, vor allem aber über das Fressverhalten jeglicher Wale dieser Welt einiges auf dem Kasten hat, an der Frage nach den doch recht deutlichen optischen Unterscheidungsmerkmalen zwischen Kirsch- und Zwetschkenbäumen allerdings total scheitert.

Auch Amseln und Stare auseinanderzuhalten gelingt nicht mehr jedem, und das ist schon ein Jammertal. Obzwar es nicht überlebensnotwendig sein mag, zu wissen, dass Letztere, von Geschrei begleitet, die Kirschen fressen, aber Erstere mindestens so schön singen wie die Nachtigallen, ungeachtet dieses Gesanges aber zu wenig gewürdigt werden, weil sie eben nicht so selten oder gar vom Aussterben bedroht sind, rückt dennoch natürliche Perspektiven in bedenkenswerte Richtungen. Kurzum, wir bedanken uns herzlich für diesen Satz und weisen jetzt endlich auf das Allerwesentlichste hin: "Die Steppe lebt" ist das begleitende und vertiefende Buch zu einer Ausstellung über Flora und Fauna der Felssteppen und Trockenrasen in Niederösterreich. Diese ist derzeit in Hainburg zu sehen und eröffnet tatsächlich erstaunliche Einblicke in einen vom Menschen über Jahrtausende mitgeformten aufregenden Lebensraum für die interessantesten Kreaturen aller Art.

Federnelke in Hainburg

Selbst Zwetschken- und Kirschbauminsider müssen beispielsweise nicht zwingend wissen, dass den Hainburgern eine weiße, ausnehmend hübsche Federnelke blüht, die es sonst nur noch in einer einzigen anderen Gegend gibt. Oder dass unter dem Trockenrasen Regenwürmergiganten leben, die eine Länge von einem halben Meter erreichen können. Und wenn man's schon, vom Geography-TV geschult, unbedingt ganz exotisch haben will - na bitte: 23 Bienenfresserarten siedeln in den Tropen, eine einzige auch hier. Es handelt sich um prächtig bunte Vögelchen. Die Abbildung oben zeigt übrigens das Federgras, das den Hainburger Bergen zeitweise die charakteristischen weißen Opapa-Schöpfchen aufsetzt.

Und mit dieser abschließenden Bemerkung verfügt sich Ihr Grünzeug in die Sommerpause, um Anfang September, frisch gestärkt, die Herbstarbeiten an Gärten und GärtnerInnen wiederaufnehmen zu können. In der Zwischenzeit wird Christian Schachinger hier das Ackern übernehmen. (Ute Woltron/Der Standard/rondo/25/07/2008)