Aviva Verlag

Einige Namen mögen allgemein bekannt sein, andere noch nie gehört. Die meisten von ihnen verbergen sich hinter berühmten Marken wie beispielsweise Alessi oder Knoll. Oder auch - wie immer wieder typischer Effekt geschlechterübergreifender Zusammenarbeit - hinter dem männlichen Designerpart. Denken wir zum Beispiel an Charlotte Perriands Kooperation mit Le Corbusier und Pierre Jeanneret.

Das vorgestellte Buch von Britta Jürgs lüftet die verschleierten Tasachen und stellt die, wie sie schreibt, "wichtigsten Vertreterinnen der Designgeschichte" in Porträtform vor: Eileen Gray, Lilly Reich, Marianne Brandt, Marguerite Friedlaender-Wildenhain, Grete Heymann-Marks Charlotte Perriand, Trude Petri, Eva Zeisel, Ray Eames, Florence Knoll, Anna Castelli Ferrieri, Margarete Jahny, Nanna Ditzel, Cini Boeri und Anne Asensio.

Als sich Mitte des 19. Jahrhunderts Reformbewegungen wie Jugendstil, Arts and Crafts, Sezession etc. zu formieren begannen, standen die Chancen für Frauen, sich im Designbereich zu etablieren, überaus günstig. Denn gerade im Kunstgewerbe waren sie stark vertreten.

Trennung mit Folgen

Doch sehr bald schon kam es aufgrund der Spaltung in männlich dominierte industrielle Fertigung und weiblich konnotiertes Kunstgewerbe zu einer Abwertung von letzterem. Folgen einer geschlechtsspezifischen Dichotomisierung, die auch in anderen Bereichen zu finden sind und sich in der Berichterstattung wiederspiegeln. Gemäß dem Credo Männer als Popstars der Branche zu hypen und den Frauen die Rolle der braven bescheidenen Arbeiterin unterzujubeln, die sich im Schatten seines Ruhms sonnen darf.

Auch das 1919 gegründete Bauhaus, für eine Sparten übergreifende Reformausbildung zwischen Kunst, Handwerk und Architektur bekannt, gab sich Frauen gegenüber skeptisch. Sie wurden zwar als Schülerinnen aufgenommen, in ihren Möglichkeiten jedoch eingeschränkt. Typischer Weg für Frauen war jener in die Weberei. In der Metallwerkstatt bildete beispielsweise Marianne Brandt die berühmte Ausnahme.

Gestalterinnen hatten und haben jedoch nicht nur gegen diese Vorurteile anzukämpfen, sondern logischerweise auch gegen Konkurrenz von allen Seiten und nicht selten gegen die Markennamen der ihre Entwürfe produzierenden Firmen. (dabu)