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Wolford fasst Tritt, für Aktionäre gibt es eine höhere Dividende

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Wien - Die Textilindustrie steht auf unsicherem Boden. Seit dem Fall der Barrieren für chinesische Textilien hat sich der Importdruck aus Asien noch einmal verstärkt. Der schwache Dollar erleichtert Billigeinfuhren und verschärft den Konkurrenzkampf in Europa. Die Kosten der Betriebe steigen, die Teuerung wiederum dämpft die Nachfrage. "In Österreich erreichen die Stromrechnungen einzelner Spinnereien sogar Lohnkosten-Niveau" , so Wolfgang Zeyringer, Chef des Verbands der Textilindustrie.

Nischenpolitik und Innovationen

Der raue Markt treibt einen Keil in die Branche. Nach der Insolvenz der Dornbirner Wirkwarenfabrik Wolff 2007 steht nun der Traditionsbetrieb Hämmerle vor dem Aus. Andere wie die Buntweberei Getzner schafften es hingegen, sich durch Nischenpolitik und Innovationen zu den weltweit größten Anbietern ihrer Branche aufzuarbeiten. Viele auf technische Textilien spezialisierte Firmen koppeln sich ebenso gut vom kriselnden Markt ab. Auch der Vorarlberger Wäscheriese Wolford fasste vor zwei Jahren Tritt, seither geht es bergauf.

Der börsennotierte Konzern hat 2007/08 mit knapp 158 Mio. Euro einen Rekordumsatz erzielt. Das Ebit verbesserte sich um 47,5 Prozent auf elf Mio. Euro. Der Gewinn je Aktie erhöhte sich um neun Prozent auf 1,46 Euro. Auf der Hauptversammlung wird eine Dividende von 0,43 Euro vorgeschlagen.

Wolford wurde 1949 von Reinhold Wolff und Walter Palmers gegründet. Heute sind mehr als die Hälfte der Anteile in Streubesitz, die Familie Palmers ist immer noch über Stiftungen beteiligt. Erzeugt werden die Strümpfe, Lingerie, Bademode und Bodies überwiegend in Bregenz. Der Konzern beschäftigt dort 1150 der 1670 Mitarbeiter - es sind um 190 Beschäftigte mehr als vor einem Jahr. Der Lohnkostenanteil sei hoch, betont Vorstand Holger Dahmen. "Aber nur hier bekommen wir die Qualität, die wir brauchen." Dahmen hat die Kosten reduziert, die Produktivität erhöht und Designer wie Karl Lagerfeld und Vivienne Westwood für seine Kollektionen gewonnen. Die Marke wurde gestärkt, die Boutiquen modernisiert und ihre Zahl weltweit auf 229 ausgebaut. Was Wolford derzeit erheblich belaste, sei der schwache Dollar, sagtDahmen. "Währungseffekte haben uns 3,2 Mio. Euro an Umsatz gekostet."

"Kein einfacher Markt"

Die österreichische Textilindustrie hat im Vorjahr 2,75 Mrd. Euro umgesetzt, ein Minus von 1,6 Prozent. Die Zahl der Arbeitsplätze reduzierte sich in den vergangenen fünf Jahren um mehr als 2500 auf 14.570 Jobs. Die Branche macht die Hälfte des Geschäfts mit Textilien für technische Anwendungen und die Industrie. Rund 80 Prozent der Ware gehen in den Export.

Es sei kein einfacher Markt, zieht Reinhard Backhausen, neuer Präsident des Textilindustrie-Verbands. Bilanz. Aber wer auf Massenware verzichte, eine starke Marke aufbaue und auf Sonderwünsche eingehe habe gute Chancen.  (Verena Kainrath, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 26./27.7.2008)