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München - Ein bislang geheimer Millionen-Vertrag mit der insolventen Kirch-Gruppe bringt den FC Bayern München ins Zwielicht und hat die Deutsche Fußball-Liga (DFL) alarmiert. Der deutsche Rekordmeister soll aus dem Kontrakt mit dem Münchner Medien-Konzern in den vergangenen zwei Saisonen insgesamt rund 40 Millionen Mark (20,5 Mio Euro) kassiert haben. Wie das "manager magazin" in seiner am Freitag erscheinenden Ausgabe berichtet, habe sich Kirch für das Geld die Zustimmung des größten Quotenbringers zu einer weiteren zentralen Vermarktung der Bundesliga-Fernsehrechte gesichert.

"Grobes Foulspiel"

Der FC Bayern bestätigte am Mittwoch, dass man tatsächlich eine schriftliche Vereinbarung mit der Kirch-Gruppe geschlossen hatte. "Es gab einen Vertrag, in dem - wie bei anderen Bundesligavereinen ebenfalls üblich - umfangreiche Vermarktungsrechte des Clubs übertragen wurden", hieß es in einer Presseerklärung des Bundesliga-Spitzenreiters. Der Ende 1999 geschlossene Vertrag sei im Zuge der Kirch-Insolvenz Ende des vergangenen Jahres aufgehoben worden. Zu den konkreten Vorwürfen in dem Magazin-Artikel unter dem Titel "Grobes Foulspiel" wurde seitens des Vereins nicht Stellung bezogen.

DFL bittet um Klärung

Die DFL will sich mit der Bestätigung des Vertrages seitens der Bayern nicht begnügen. Liga-Präsident Werner Hackmann zeigte sich "sehr überrascht" von der Neuigkeit, über die der Vorstand nach dpa- Informationen am Mittwoch rund drei Stunden lang in der Frankfurter DFL-Zentrale diskutierte. "Es gibt Klärungsbedarf", sagte Hackmann. Die DFL hat den Rekordmeister "um vollständige Offenlegung des Vorgangs" ersucht. Besonderes Befremden löste beim Liga-Verband die Tatsache aus, dass der Vermarktungs-Vertrag der DFL nicht wie üblich vorgelegt worden sei. Der Liga-Verband erwartet genaue Angaben über die "Gegenleistungen" der Kirch-Gruppe, erklärte Hackmann.

Konkurrenz verärgert

Die Bundesliga-Konkurrenz reagierte in ersten Reaktionen überrascht und verärgert auf den Bayern-Kirch-Deal. "Ich kenne keinen Verein, der eine Vereinbarung mit KirchMedia abgeschlossen hatte", sagte Bayer Leverkusens Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser. "Die Bayern können das Geld nicht alleine einsacken. Das ist ein Betrag, der unter den Bundesligavereinen aufgeteilt werden muss", sagte der Präsident des 1. FC Nürnberg, Michael A. Roth, dem "Funkhaus Nürnberg".

Wettbewerbsverzerrung

Laut "manager magazin" verpflichtete sich die Kirch-Gruppe in der "exklusiven Zusammenarbeit" mit dem Rekordmeister dazu, "den Bayern bis einschließlich der Saison 2004/05 die Differenz zwischen den Erlösen aus der zentralen Vermarktung durch den DFB und den möglichen Erlösen des FC Bayern bei einer individuellen Vermarktung der TV-Rechte zu ersetzen". Das Hamburger Magazin spricht dabei von einer "einmaligen Wettbewerbsverzerrung" in der Bundesliga-Geschichte.

Kirch soll dem FC Bayern für die ersten drei Jahre einen Ausgleich von jeweils 30 Millionen Mark (15,4 Mio Euro) zugesichert haben. Von der Saison 2003/04 an wären angeblich sogar bis zu 50 Millionen Mark (25,6 Mio Euro) fällig gewesen. "Tatsächlich überwies Kirch für die Spielzeiten 2000/01 und 2001/02 insgesamt rund 40 Millionen Mark an die Bayern, bis es zur Insolvenz kam", schreibt das Magazin. Geschlossen hatten den Vertrag Bayern-Manager Uli Hoeneß, das heutige AG-Vorstandsmitglied Karl Hopfner, Vize-Präsident Fritz Scherer sowie die Kirch-Manager Dieter Hahn und Stefan Ziffzer.

Kurswechsel-Anreiz

Für Experten steht fest, dass der FC Bayern als der größte Quotenbringer bei Bundesliga- Übertragungen bei Einzelvermarktung der TV-Rechte deutlich mehr als die rund 20 Millionen Euro einspielen könnte, die man momentan pro Saison aus dem für 290 Millionen Euro zentral vermarkteten TV-Vertrag erhält. Insbesondere Hoeneß galt Ende der 90er Jahre als großer Verfechter der Einzelvermarktung. Die Bayern scherten trotzdem nicht aus der Solidargemeinschaft der 36 Erst- und Zweitliga-Vereine aus. Diesen Kurswechsel begründet das "manager magazin" mit dem Millionen schweren Vertrag mit Kirch.

Beckenbauer kennt keine Details

Franz Beckenbauer bestätigte am Mittwoch in Madrid die Existenz des Kontraktes. "Ich weiß nicht, was daran ungewöhnlich sein soll. Jeder Verein hat doch einen Vertrag mit einem Vermarktungs- Partner", sagte der Clubchef des FC Bayern. Das habe mit einem Sinneswandel in Sachen Zentralvermarktung nichts zu tun. "Damals hat der Tabellen-18. mitunter mehr kassiert als Spitzenclubs. Wir haben uns gegen diese Form der Zentralvermarktung gewehrt, weil wir einen gerechteren Verteilerschlüssel haben wollten. Der jetzige ist in Ordnung", betonte Beckenbauer. Der Vertrag sei geschlossen worden, als das Kirch-Unternehmen noch "in der Blüte" stand. Details kenne er nicht. "Es war ein Riesenpaket."

Leverkusen hat nichts gekriegt

Leverkusen-Manager Reiner Calmund hat den geheimen Millionen-Vertrag des FC Bayern München mit der Kirch-Gruppe kritisiert. "Wenn das stimmt, wäre das gegenüber der Solidargemeinschaft der Bundesliga nicht in Ordnung. Unser Verein hat nichts extra verdient", sagte Calmund dem "Tagesspiegel". (APA/dpa)